2007-10-28 15:44:51

Vatikan: "Ode an die Freude" für den Papst


RealAudioMP3 Der Besuch Papst Benedikts in Bayern im vergangenen Jahr ist noch Vielen in lebhafter Erinnerung. Und nicht wenige haben dieses Ereignis als ein Geschenk des Pontifex an seine bayerische Heimat empfunden. Diese hat es dem Papst nun gedankt – und zwar mit einem Konzert des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks in der Audienzhalle in Rom. Zu den Gästen gehörten auch Bayerns Ministerpräsident Günter Beckstein und Kardinal Friedrich Wetter. Aufgeführt wurde Beethovens 9. Symphonie unter der Leitung von Chefdirigent Mariss Jansons. Wie dem Papst das musikalische Präsent gefallen hat, darüber berichtet Clemens Mennicken.

„Freude schöner Götterfunken“ – so hallte gestern Abend Schillers „Ode an die Freude“ durch die Audienzhalle in Rom. Und Grund zur Freude gab es allemal. Denn Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks führten dort für Papst Benedikt Beethovens neunte Symphonie auf, und dieser genoß es sichtlich. In seinen Dankesworten wies der Papst vor allem auf die Umstände hin, unter denen das Werk komponiert wurde. Beethoven sei zu dieser Zeit verbittert gewesen über seine Gehörlosigkeit. Dennoch gipfle die Symphonie in ein Finale der Freude

„Für aufmerksame Hörer läßt die Musik selbst etwas von dem erahnen, was diesem unerwarteten Ausbruch des Jubels zugrunde liegt. Die hier auskomponierte mitreißende Empfindung der Freude ist nicht leichtfertig und oberflächlich: sie ist mühselig errungen, mußte die innere Leere dessen überwinden, den die Gehörlosigkeit in die Vereinsamung getrieben hatte."

Ein neues Hören habe Beethoven die lautlose Einsamkeit gelehrt. Dieses lautlose Hören meine aber weit mehr als die Fähigkeit, beim Komponieren die Musik innerlich zu erleben. Ihm komme dabei vor allem ein Wort des Propheten Jesaja in den Sinn, so der Papst:

„An jenem Tag hören alle, die taub sind, sogar Worte, die nur geschrieben sind, und die Augen der Blinden sehen selbst im Dunkeln und Finstern“ (vgl. 29, 18-24). Das ist eine Anspielung auf ein Wahrnehmungsvermögen, das denen zuteil wird, die Gott mit der Gnade äußerer und innerer Befreiung beschenkt.“

Zu den Kennzeichen großer Musik zählte bereits für den Kardinal und Musikkenner Joseph Ratzinger, dass sie über sich selbst hinausweist, auf das Große, Göttliche hin. So ist es kaum verwunderlich, dass für den Papst die in Beethovens Symphonie ausgedrückte Freude mehr ist als ein sich Freuen im alltäglichen Sinn:

Die wahre Freude wurzelt in der Freiheit, die nur Gott schenken kann. Er möchte uns – mitunter gerade auch in Zeiten innerer Leere und Vereinsamung – hellhörig machen für seine lautlose Gegenwart nicht nur „über’m Sternenzelt“, sondern auch in unserm Innersten. Dort glüht der Funke der göttlichen Liebe, die uns befreien kann zu dem, was wir eigentlich sind.

 
(rv 28.10.2007 cm/mg)








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