2007-10-27 12:33:31

Spanien: Kardinal verteidigt Seligsprechung von Bürgerkriegs-Opfern


RealAudioMP3 Es ist die größte Seligsprechung der bisherigen Kirchengeschichte. Und zugleich eine der umstrittensten. An diesem Sonntag schreibt Mutter Kirche mit einem Schlag fast 500 Märtyrer in ihr Buch der Seligen ein - Opfer von Christenverfolgungen vor und während des Spanischen Bürgerkriegs. Nimmt die Kirche damit (ausgerechnet in dem Moment, in dem Spanien von einer Linksregierung geführt wird) zu einseitig Partei für eine Seite des blutigen Bürgerkriegs? Nein, sagt Kardinal José Saraiva Martìns, Präfekt der Seligen-Kongregation, der den feierlichen Akt im Auftrag des Papstes durchführt.
"Die Seligsprechung von Märyrern ist natürlich immer ein sehr wichtiger Moment für die Kirche - denn normalerweise denken wir ja bei Märtyrern immer gleich an die ersten Jahrhunderte der Geschichte. Diese jetzige Seligsprechung läßt uns aber begreifen, dass es auch heutzutage noch Märtyrer gibt; man muß sogar sagen, dass das 20. Jahrhundert das Jahrhundert der meisten Märtyrer überhaupt in der Kirchengeschichte war!"
* Aber diese spanischen Märtyrer kommen ja nun aus der Zeit unmittelbar vor und während des Bürgerkriegs der 30er Jahre. Was war denn das für eine Atmosphäre, in der es zu ihrem Martyrium kam?
"Das war eine Atmosphäre in diesen Jahren, die wir durchaus als antiklerikal einstufen dürfen. Die so genannten Republikaner hatten im katholischen Spanien den Wunsch ausgebildet, mit der Kirche ein für alle Mal Schluß zu machen. Das läßt uns begreifen, warum Tausende und Abertausende von Menschen getötet wurden, nur weil sie Christen waren: Priester, Laien, Bischöfe... Der Haß auf den Glauben, der "odium fidei" dieser Herren, der Republikaner, war das Ziel und der Beweggrund, der sie antrieb und der sie dazu drängte, alles zu tun, damit der Kirche ein für alle Mal der Mund zugehalten wird."
* Sie haben als Präfekt der Kongregation für Selig- und Heiligsprechungen die spanischen Fälle eingehend geprüft. Gibt es da einen, der Sie besonders beeindruckt hat?
"Mich hat das Martyrium einer Gruppe von Seminaristen in Barbastro ausgesprochen beeindruckt - die waren alle noch sehr jung und wurden einfach so hergenommen und umgebracht. Ganz unschuldige Leute, deren einziger Fehler es war, dass sie später einmal Priester sein wollten. Das hat mich sehr getroffen, und immer, wenn ich daran denke, bekomme ich eine Gänsehaut. Wie ist es nur möglich,, dass die menschliche Schlechtigkeit dermaßen bis zum Äußersten geht?"
* Ist das Beispiel der spanischen Märtyrer ein Stimulus für uns, als Christen noch konsequenter zu leben, auch in unseren freien Gesellschaften?
"Ja, sicher - das war das Ziel dieser Märtyrer. Sie hatten einen außergewöhnlichen Mut, den man sich auf menschliche Weise kaum erklären kann. Lieber das Leben zu geben, als ihren Glauben zu verleugnen - das drängt uns, genauso viel Mut zu zeigen. Wir sollten konsequent unseren Glauben leben - nicht abstrakt und ganz allgemein, sondern konkret und wirklich gelebt."
(rv 27.10.2007 sk)







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