Die Seligsprechung
des Kriegsdienstverweigerers und Familienvaters Franz Jägerstätter ist in der österreichischen
Gesellschaft nicht unumstritten. Unter anderem beklagen Frauenverbände Widersprüche
zum katholischen Familienbild, umstritten auch die Bedeutung für Katholiken, die aus
Pflichterfüllung ihren Dienst in der Wehrmacht geleistet haben. Jägerstätters Entscheidung
könne nicht einfach auf andere übertragen werden, betont Werner Freistetter, Leiter
des Instituts für Religion und Frieden bei der Militärdiözese Österreichs: „Franz
Jägerstätter war ein Mann, der einen ganz bestimmten Kriegsdienst in einer ganz bestimmten
Zeit verweigert hat. Diese Verweigerung war konkret gegen des NS Regime gerichtet.
Franz J. hat nicht den Wehrdienst als solchen abgelehnt, das geht aus seinen Briefen
hervor. … Die Frage wie solche Situationen zu bewerten sind, stellt sich heute sehr
schwierig dar. Wir müssen damit rechnen, dass diese Generation und die Männer, die
da gedient haben, eine ganz unterschiedliche Motivation gehabt haben. Und im Grunde
genommen, muss das jeder Mensch in seinem Gewissen, vor Gott ganz persönlich verantworten.“ Jägerstätter
sei Patron und Vorbild für alle, die Gewissensentscheidungen treffen müssen und sich
für den Schutz des Lebens und der Menschenrechte einsetzen, sagt Bischof Ludwig Schwarz.
Gerade für Soldaten habe Jägerstätter eine besondere Bedeutung, ergänzt Werner Freistetter
von der Militärdiözese: „Auch Soldaten, das haben uns gerade die Ereignisse des
2. Weltkrieges gezeigt, sind nicht automatische Befehlsempfänger, die einfach mechanisch
Befehle umsetzen, sondern es liegt an jedem, je nach seinem Verantwortungsbereich,
sich ein moralisch sicheres Urteil zu erarbeiten, über die geplanten Operationen,
über das Ziel einer bewaffneten Intervention zum Beispiel. Die Frage der Gewissensbildung
und der Schärfung des Gewissens, das ist etwas, was wir von Jägerstätter ganz sicher
lernen können. Und in dieser Frage ist er für Soldaten ganz außerordentlich bedeutend.“ (rv
26.10.2007 bp)