Heute Vormittag haben
Vertreter des Heiligen Stuhls und des Staates Bosnien-Herzegowina im Vatikan das gegenseitige
Abkommen vom 19. April 2006 offiziell ratifiziert. Dabei wird nicht nur das Verhältnis
zwischen den beiden Staaten neu geregelt. Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone
betonte bei der Zeremonie, dass die katholische Kirche einen wichtigen Beitrag dazu
leisten könne, Frieden und Stabilität in dem ethnisch-konfessionell geteilten Land
zu sichern. Der derzeitige Präsident von Bosnien-Herzegowina, Zeljko Komsic, sieht
in der heutigen Ratifizierung ebenfalls ein positives Zeichen:
„Die ist
ein sehr wichtiger Moment für mein Land. Es handelt sich um eine historisch sehr bedeutende
Geste. Das Abkommen ist auch ein Zeichen für den gesamten Balkan. Denn heute haben
wir bewiesen, dass Bosnien-Herzegowina ein vollwertiges Mitglied der Europäischen
Gemeinschaft der Völker sein kann. Vielleicht verstehen das viele bei uns noch nicht,
was dieses Abkommen konkret bedeutet."
Auch zwölf Jahre nach dem Ende des
Bürgerkrieges (1992-1995) sind sich die drei Völker spinnefeind und blockieren sich
und damit das Land nach Kräften. Vor dem derzeitigen Präsidenten von Bosnien-Herzegowina,
Zeljko Komsic, sagte Kardinalstaatssekretär Bertone, dass die römisch-katholische
Kirche im Balkan-Staat insbesondere für die Zivilgesellschaft aber auch für die Kultur
und die Bildung viel Positives leisten kann. Derweil ist die Lage in Bosnien-Herzegowina
gespannt. Nach jahrelanger Selbstblockade von Muslimen, Serben und Kroaten droht die
Dauerkrise des Staates nun in politisches Chaos zu münden. Im serbischen Landesteil
soll am kommenden Montag das Regionalparlament in einer Sondersitzung tagen. Dabei
könnte der Rückzug aller serbischen Minister und Abgeordneten auf gesamtstaatlicher
Ebene beschlossen werden, was zur Unregierbarkeit in Bosnien führen würde. Von
den etwa 4,5 Millionen Einwohnern des Landes sind etwa 48 Prozent Bosniaken, 37 Prozent
Serben und 14 Prozent Kroaten. Die meisten Einwohner von Bosnien und Herzegowina sind
Muslime (44 Prozent). Bosnien-Herzegowina besteht seit dem Dayton-Vertrag, also seit
1995, aus zwei Entitäten: der Föderation Bosnien und Herzegowina und der Serbischen
Republik. (rv 25.10.2007 mg)