„Für uns ist das besondere
Engagement der Kirchen, der Religions- sowie der Weltanschauungsgemeinschaften unersetzlich.“
So heißt es in der Vorlage des ersten gesamtdeutschen Grundsatzprogramms der SPD,
dass 1990 verabschiedet wurde. Über dieses Grundsatzprogramm soll nun am Wochenende
beim SPD-Parteitag in Hamburg diskutiert werden und er soll verabschiedet werden.
Das Programm soll die Weichen für die „Soziale Demokratie des 21. Jahrhunderts“ stellen.
Die SPD sei in ihrer Programmatik toleranter und offener geworden, das sagte die Beauftragte
für Kirche und Religionsgemeinschaften der SPD, Kerstin Griese, im Interview mit dem
Kölner domradio:
„Wir sagen in dem Programm auch sehr deutlich, dass wir
uns zum jüdisch-christlichen und zum humanistischen Erbe Europas und zur Toleranz
in Fragen des Glaubens bekennen. Es ist Tradition und Geschichte der SPD als der ältesten
deutschen Partei, dass sie sich aus verschiedenen Wurzeln speist. Und Kurt Schumacher
hat das nach dem zweiten Weltkrieg einmal sehr deutlich gesagt: Bei uns hat jeder
die gleiche Berechtigung; sei es, das er aus dem Geist der Bergpredigt kommt oder
aus dem Geist der Aufklärung oder aus dem Geist der marxistischen Philosophie, so
hat man das damals noch philosophiert. Wir haben das ein wenig moderner für das 21.
Jahrhundert übersetzt und gesagt, auch die christlichen und jüdischen Wurzeln sind
ein Teil der Sozialdemokratie.“
Auch das alte Berliner Programm sei schon
ein gesamtdeutsches gewesen. Aber dadurch, dass es direkt nach dem Mauerfall 1990
verabschiedet wurde, sei es noch in dem Ost-West-Denken verhaftet, so Griese. In dem
neuen Programm gäbe es ein „gelasseneres“ Verhältnis zu den Kirchen:
„Wir
sagen – zwar kürzer als im alten Programm, aber doch sehr deutlich - wie wichtig uns
das Gespräch mit den Kirchen ist; dass wir auch gemeinsame Aufgaben sehen, das Recht
der Kirchen achten, ihre inneren Angelegenheiten zu regeln. Aber wir sagen natürlich
auch deutlich, dass es eine kritische Auseinandersetzung geben muss. Im alten Berliner
Programm war das noch ein bisschen schwieriger. Im Berliner Programm, das 1990 beschlossen
wurde, betonen wir schon noch die Zusammenarbeit mit den Kirchen, sagen aber auch
noch deutlich, was wir heute natürlich immer noch denken, dass wir kritisch die Freiheit
des Denkens, des Gewissens, und des Glaubens verteidigen. Wir begrüßen es im alten
Programm, wenn Kirchen das gesellschaftliche Leben mitgestalten. Da sind wir jetzt
ein bisschen deutlicher geworden, und sagen, welch wichtiger Partner die Kirchen für
uns sind.“
Der SPD-Parteitag findet von morgen bis einschließlich Sonntag
statt. (domradio 25.10.2007 ap)