Der Vatikan wird morgen eine umfassende Edition des kirchlichen Prozesses gegen den
Orden der Tempelritter veröffentlichen. Die entsprechenden Akten, die fast siebenhundert
Jahre alt sind, werden im Vatikan der Presse vorgestellt. Der Präsident des Päpstlichen
Komitees für Geschichtswissenschaften, Walter Brandmüller, wies jetzt im Gespräch
mit der "Deutschen Tagespost" darauf hin, dass sich die Forschung von der neuen Edition
nicht viel Neues verspricht. Das Schlüsseldokument, das so genannte "Verhör von Chinon",
sei seit über hundert Jahren bekannt, so Brandmüller. Und wörtlich: " Was der Öffentlichkeit
... vorgestellt wird, ist lediglich eine luxuriöse und mit fünftausend Euro auch entsprechend
teure Faksimile-Edition". Papst Clemens V. habe nach Abschluß des Prozesses in einer
Bulle von 1312 bestätigt, dass der Templer-Orden "keineswegs der Häresie verfallen
war". "Deswegen wurde der Orden weder verurteilt noch aufgehoben, sondern nur suspendiert
– vielleicht in Erwartung besserer Zeiten." Letztlich sei der Untergang der Templer
der "Erfolg der infamen Kampagne, mit der es Philipp dem Schönen gelungen war, den
Orden in allgemeinen Verruf zu bringen". Angesichts des französischen Drucks hatte
der damalige Papst nach Ansicht Brandmüllers "keine Möglichkeit, die Templer zu retten".
Dass eine Reihe hoher französischer Kirchenmänner sich als Handlanger des "skrupellosen
Königs" erwies, gehöre "wie die ganze Templer-Tragödie zu den erschütternden Tatsachen
der Kirchengeschichte", meint der deutsche Professor. (zenit 24.10.2007 sk)