Gegen die Vorstellung, mit kriegerischen Mitteln Frieden schaffen zu wollen, wendet
sich die Evangelische Kirche Deutschlands (EKD). In ihrer heute vorgestellten neuen
Friedensdenkschrift propagiert sie die Konzeption eines „gerechten Friedens“ anstelle
des „gerechten Kriegs“. „Wer den Frieden will, muss den Frieden vorbereiten“, heißt
es in dem Dokument, das vom Rat der EKD einstimmig angenommen wurde. Die neue Friedensdenkschrift
– die letzte wurde 1981 veröffentlicht – widerspricht dem alten politischen Grundsatz,
dass man den Krieg vorbereiten müsse, wenn man den Frieden wolle. Die Schrift befasst
sich mit neuen Bedrohungen des Friedens, etwa durch den internationalen Terrorismus,
und tritt für den Abbau von Gewalt, den Aufbau der internationalen Rechtsordnung und
die Förderung weltweiter sozialer Gerechtigkeit ein. Vorrang hat in jedem Fall eine
zivile Konfliktbearbeitung. Die Anwendung von Zwangsmitteln wird nicht ausgeschlossen,
doch müsse sie als „äußerstes Mittel“ an strenge ethische und völkerrechtliche Kriterien
gebunden sein. Auch die Herausforderung durch den internationalen Terrorismus
rechtfertige keine Wiederbelebung der Lehre vom „gerechten Krieg“. Ferner sei die
Drohung mit dem Einsatz von Atomwaffen friedensethisch nicht mehr zu rechtfertigen.
Über die friedenspolitischen Folgerungen aus dieser Aussage konnte die EKD-Kammer
keine letzte Übereinstimmung gewinnen. Sowohl der Wehrdienst wie auch die Kriegsdienstverweigerung
seien für Christen möglich. Dabei müsse die Gewissensfreiheit beachtet werden.
Kritisch
setzt sich die Denkschrift mit dem islamistischen Terrorismus und dem „Dschihad“ auseinander.
Dem Kampf gegen die „Ungläubigen“ seien weltweit auch sehr viele Muslime zum Opfer
gefallen. Für keine der großen Weltreligionen bestehe ein notwendiger oder unvermeidlicher
Zusammenhang zwischen Religion und Gewalt. Die EKD trete für das Gespräch zwischen
Religionen und Kulturen ein. Gemeinsame Gebete seien aber schon aus Rücksicht auf
die Achtung anderer religiöser Überzeugungen nicht möglich.
Bedenken äußert
die EKD zur Neuausrichtung der Bundeswehr vorwiegend durch Auslandseinsätze. Ein friedens-
und sicherheitspolitisches Gesamtkonzept sei nicht hinreichend erkennbar.