Es war eine Überraschung,
als Papst Benedikt XVI. Kardinal Crescenzio Sepe zum Erzbischof von Neapel ernannte.
Sepe war zuvor Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker, einer
der wichtigsten Dikasterien, weil ihm sämtliche Missionsdiözesen unterstellt sind.
Nicht ohne Grund wird der Präfekt der Missionskongregation wegen seines Einflusses
„der rote Papst“ genannt. Manche interpretierten die Ernennung Sepes zum Diözesanbischof
als Degradierung, in Wahrheit zeigt sich aber, dass der Kardinal, der selber aus der
Peripherie Neapels stammt, eine besondere Sensibilität für die Probleme der Metropole
am Golf hat und ihre Mentalität besser versteht, als manch anderer. Zu Beginn seiner
Amtszeit küsste der Kardinal in einer spektakulären Aktion den Boden von Scampia,
einem Vorort, in dem ganz besonders viele Morde zu beklagen sind. Und der Appell,
die Waffen der Camorra in eigens in den Kirchen aufgestellten Behältern abzugeben,
hat zum Erstaunen vieler große Resonanz gefunden. Und so weiß Sepe: die Situation
lässt sich nur verbessern durch einen grundlegenden Mentalitätswandel.
„Die
Problematik Süditaliens ist etwas, was in Wahrheit das ganze Land betrifft. Es geht
darum, eine neue politische ökonomische und soziale Kultur zu entwerfen, dazu fähig,
von eben jener Identität Süditaliens auszugehen. Und dies, weil der Süden reich ist
an vielen außergewöhnlichen Gaben: Die Arbeitsmoral, der Wert der Familie, der Freundschaft,
der Treue, der Annahme der Verschiedenheit.“
Genau darauf müsse die Zukunft
aufbauen, meint Kardinal Sepe:
„Diese Gaben stellen menschliche Ressourcen
dar, die kultiviert werden müssen, um eine Entwicklung zu ermöglichen, die einerseits
autonom ist, die aber gleichzeitig auf dem moralischen und zivilen Wachstum unseres
Landes gründet. Dazu haben wir Bischöfe Süditaliens uns verpflichtet; und die Ermutigung
des Heiligen Vaters ist ein Grund der Stärkung und Ermutigung, um auf dem Weg weiterzugehen,
den wir eingeschlagen haben.“