Nach jahrelangem Tauziehen scheint eine baldige Reform der Europäischen Union jetzt
doch in greifbare Nähe gerückt. Auf ihrem Gipfel in Lissabon konnten sich die Staats-
und Regierungschefs der EU-Länder auf einen neuen Grundlagenvertrag einigen. Er soll
sicherstellen, dass die EU auch mit 27 Mitgliedsländern noch funktionsfähig bleibt.
Der neue EU-Grundlagenvertrag, der Mitte Dezember unterzeichnet werden soll, tritt
an die Stelle der vor zwei Jahren gescheiterten so genannten EU-Verfassung. EU-Kommissionspräsident
Jose Manuel Barroso sprach in Lissabon von einer 'historischen Einigung'. Der Grundlagenvertrag
soll 2009 in Kraft treten; er macht u.a. die Grundrechtecharta in der ganzen EU rechtsverbindlich
- außer in Polen und Großbritannien. Erstmals wird die EU einen regelmäßigen Dialog
mit den Kirchen und Religionsgemeinschaften im EU-Vertrag verankern. In der Präambel
wird das kulturelle, religiöse und historische Erbe als Grundlage Europas anerkannt.
Die von den Kirchen geforderte ausdrückliche Erwähnung seiner christlich-jüdischen
Traditionen wird es allerdings nicht geben.