Ein neuer Kardinal aus Deutschland: Biografie von Paul Josef Cordes.
Papst Benedikt XVI.
hat am Mittwoch Erzbischof Paul Josef Cordes (73), den früheren Paderborner Weihbischof
und Präsidenten des Päpstlichen Rates „Cor unum – das eine Herz“, zusammen mit 17
weiteren Personen zum Kardinal ernannt. Der im sauerländischen Kirchhundem geborene
Cordes erfuhr davon auf seiner Reise nach Russland. Außer Cordes gibt es derzeit sechs
Kardinäle aus Deutschland: Den Altöttinger Benediktiner und Kurienkardinal Paul Augustin
Mayer (96), den Münchener Erzbischof Friedrich Wetter (79), den Leiter des Ökumene-Rates
Walter Kasper (74), den Kölner Erzbischof Joachim Meisner (73), den Berliner Erzbischof
Georg Sterzinsky (71) und den Mainzer Bischof und Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz
Karl Lehmann (71).
Cordes, der seit 27 Jahren an der Kurie arbeitet, ist der
dienstälteste Deutsche im Vatikan. Als Leiter des Rates Cor unum ist er für die Entwicklungspolitik
des Vatikan verantwortlich. Die Feierlichkeiten zur Kardinalerhebung finden am 24.
November 2007 in Rom statt. Erzbischof Hans-Josef Becker, Weihbischof Matthias König,
Dompropst Dr. Wilhelm Hentze und Generalvikar Alfons Hardt werden an den Feierlichkeiten
teilnehmen. Ein festlicher Empfang des Erzbistums ist für den 30. Dezember 2007 geplant.
Für Erzbischof Hans-Josef Becker ist die Ernennung von Erzbischof Cordes zum Kardinal
„ein Zeichen der Hochachtung der Person und auch eine besondere Anerkennung des Wirkens
als Präsident des Päpstlichen Rates cor unum“. Er werde Cordes seine Mitfreude zur
Berufung in das Kardinalskollegium mitteilen und ihm im Namen des Erzbistums herzlich
gratulieren. Für das Erzbistum Paderborn ist es die dritte Kardinalsernennung
in nur fünf Jahrzehnten. Erzbischof Dr. Lorenz Jaeger wurde 1965 zum Kardinal erhoben.
Erzbischof Dr. Johannes Joachim Degenhardt erhielt seine Berufung in das Kardinalskollegium
am 28. Januar 2001.
Erzbischof Cordes wurde am 5. September 1934 im sauerländischen
Kirchhundem geboren. Nach dem Abitur, das er 1955 in Attendorn ablegte, begann er
zunächst mit dem Medizinstudium in Münster. Nach zwei Semestern wechselte er zur Theologie,
die er in Paderborn und Lyon studierte. Die Priesterweihe erhielt er am 21. Dezember
1961 in Paderborn durch Erzbischof Lorenz Jaeger. Von 1962 bis 1966 war er Präfekt
im Studienheim St. Klemens in Bad Driburg, von 1966 bis 1969 Präfekt im Theologenkonvikt
„Collegium Leoninum“. 1969 wurde er zur Fortsetzung seiner theologischen Dissertation
freigestellt und promovierte 1971 mit einer Arbeit über „Sendung zum Dienst. Exegetisch-historische
und systematische Studien zum Konzilsdekret ‘Über Leben und Dienst der Priester’“
zum Doktor der Theologie. 1972 berief ihn Kardinal Julius Döpfner als Referent
für pastorale Fragen ins Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz in Bonn. Am 13.
November 1975 ernannte ihn Papst Paul VI. zum Titularbischof von Naisso und Weihbischof
in Paderborn. Die Bischofsweihe erhielt er am 1. Februar 1976 durch Erzbischof Dr.
Johannes Joachim Degenhardt. Am 26. Januar 1980 berief ihn der Papst zum Vizepräsidenten
des Päpstlichen Rates für die Laien nach Rom. Damit war er der erste Deutsche des
Pontifikates Johannes Pauls II. an der römischen Kurie. Am 2. Dezember 1995 wurde
er zum Erzbischof und zum Präsidenten des Päpstlichen Rates „Cor Unum“ ernannt. Als
Präsident ist er verantwortlich für die „Förderung menschlicheren Lebens und der christlichen
Würde“ und koordiniert die kirchlichen Hilfswerke. Seit 20. Juli 1980 ist Erzbischof
Cordes, der als einer der Gründerväter der Weltjugendtage gilt, Ehrendomherr in Paderborn.
Als Präsident von Cor Unum koordiniert Cordes zwei karitative Stiftungen, eine
für die Lateinamerika-Hilfe und eine für die Sahelzone. Letztere war 1980 mit Spenden
aus dem ersten Deutschland-Besuch Johannes Paul II. ins Leben gerufen worden. Bundespräsident
Horst Köhler würdigte vor gut zwei Jahren Erzbischof Cordes am 30. Jahrestag seiner
Bischofsweihe für seinen herausragenden internationalen humanitären Einsatz sowie
für sein Bemühen um internationale Verständigung und interreligiöse Kooperation und
zeichnete ihn mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland
aus.