Erzbischof Gianfranco Ravasi hat gestern sein neues Amt als Präsident des Päpstlichen
Rates für Kultur angetreten. Uns erzählte er, wie er seine ersten Stunden als "Kulturminister"
des Papstes angeht. „Sicher, das erste Gefühl ist das der Bewegtheit. Das hat
damit zu tun, dass sich ganz unverhofft ein neuer Horizont vor meinen Augen öffnet.
Zwar habe ich schon bisher in der Welt der Kultur gearbeitet, aber dies war in einem
viel engeren Horizont - da ging es um die italienische Kultur, den Dialog zwischen
den italienischen kirchlichen Gemeinschaften und den kulturellen Horizont des Landes
Italiens. Vor mir öffnet sich jetzt dieser sehr komplexe kulturelle Horizont viel
weiter und ausgedehnter. Außerdem fühle ich eine gewisse Verantwortung - nämlich die,
das Erbe von Kardinal Poupard anzunehmen, der gewiss eine bemerkenswerte Figur nicht
nur für Italien und Frankreich, sondern für die Welt überhaupt ist.“
Poupard
war 25 Jahre lang das Gesicht dieses vatikanischen Ministeriums, so Ravasi weiter.
Das sei für ihn eine Herausforderung, auf die er sich gut vorbereiten müsse:
„Ich
muss vor allem für eine lange Zeit, ich denke wenigstens für ein Jahr, alles kennen
lernen, was mit diesem Kulturministerium verbunden ist - auch die Abteilungen für
die Künste und für die sakrale Archäologie. Ich muß mir diese Kenntnisse erst erarbeiten,
weil ich von außen komme, und ich muss die Mechanismen und Wege studieren, die es
in so einer komplexen Einrichtung gibt. Das ist auch ein Akt der Demut gegenüber all
jenen, die ein Profil, eine Struktur und Projekte geschaffen haben. Sicher,
jeder bringt seine eigene Handschrift mit, jeder hat seine eigene Identität, jeder
hat ein Gesicht, mit dem er auf die Welt kommt. Mir liegt ein Dialog mit Nichtgläubigen
am Herzen, ein Dialog zwischen Glauben und Wissenschaft... All dem will ich natürlich
auch meine eigene Handschrift geben.“ (rv 16.10.2007 ap)