Vor 45 Jahren begann
das II. Vatikanische Konzil. Am 11. Oktober 1962 blickte die Welt nach Rom. Birgit
Pottler blickt zurück. Mehr als eine Stunde dauerte die Prozession der Kardinäle
und Bischöfe aus 133 Ländern vom Apostolischen Palast über den Petersplatz. 2498 Konzilsväter,
Berater und erstmals 40 Vertreter anderer Konfessionen zogen in den Petersdom ein.
Die Basilika war zur Konzilsaula umgebaut: im Mittelschiff 90 Meter lange, ansteigende
Tribünen, von denen aus debattiert wurde. In der Mitte stand das Evangeliar, vom Wort
Gottes sollten die Debatten handeln und seinem „Aggiornamento“, seiner „Verheutigung“. Eine
Ansprache von Johannes XXIII. eröffnete das Konzil. Geistlicher Auftakt war jedoch
sein Gebet am Grab des Apostelfürsten Petrus. Eine Woche zuvor hatte er in Loreto
und Assisi um gutes Gelingen der Kirchenversammlung gebeten. „Zwei Stunden vor
der Eröffnung hatte es noch geregnet, tiefhängende Wolken spiegeln sich im nassen
Pflaster.“ So erinnert sich Kardinal Karl Lehmann an jenen 11. Oktober des Jahres
1962 und zieht Vergleiche zur Stimmung unter den Konzilsvätern. „Schließlich wurde
es doch noch ein schöner Herbsttag.“ Johannes XXIII. will die Fenster der Kirche
aufstoßen, will den Kontakt zu den Freuden und Hoffnungen, Sorgen und Ängsten der
Welt. Seine Ansprache an die Zehntausende auf dem Petersplatz am Abend des ersten
Konzilstages ist dafür Programm. Der „gute Papst“, wie die Italiener ihn nannten,
trat ans Fenster seines Palastes: „Wenn ihr nach Hause kommt und eure Kinder
seht, streichelt sie und sagt ihnen, diese Liebkosung kommt vom Papst. Wenn ihr eine
Träne seht, trocknet sie, sagt ein paar Worte. Der Papst ist uns nahe – vor allem
in den traurigen und bitteren Stunden. Johannes XXIII. wollte ein pastorales
Konzil; das 21. Ökumenische Konzil hat er nicht einberufen, weil Lehrmeinungen festgezurrt
oder Apologien bekräftigt werden mussten. Er vertraute es allen Menschen an, nicht
nur den Konzilsvätern. Das Ende konnte er selbst nicht mehr erleben. „Das Konzil
beginnt und wir wissen nicht, wann es enden wird. Vielleicht vor Weihnachten, doch
wir werden nicht alles besprechen können. Es wird ein nächstes Treffen brauchen. Aber
so zusammentreffen zu können, muss unsere Herzen immer erfreuen, unsere Familien,
Rom und die ganze Welt. Sie sollen kommen in diesen Tagen, wir erwarten sie voll Segen.“ (rv
11.10.2007 bp)