Österreichs Ski-Asse
waren an diesem Samstag beim Papst zu Gast. Benedikt XVI. empfing die rund 25 Athletinnen
und Athleten des Ski-Nationalteams sowie ihre Trainer am Vormittag in Privataudienz.
„Heiliger Vater, wir bitten Sie, dass Ihre Sympathie und Ihr Gebete uns
bei unserem Sport, der ja viele Gefahren mit sich bringt, und auf unserem Lebensweg
begleitet.“
„Es waren bewegende Augenblicke!“
Riesenslalom-Spezialistin
Niki Hosp und Abfahrts-As Hermann Maier bringen auf den Punkt, was eine Papstaudienz
für sie und die anderen im Nationalteam bedeutet: Etwas nie Dagewesenes. Und Papst
Benedikt hatte den jungen Sportlern Wichtiges zu sagen: Bestzeiten allein genügen
nicht. Spitzensportler haben eine Verantwortung ihren Mitmenschen gegenüber, weil
sie eine solche Vorbildwirkung für viele Männer und Frauen unserer Zeit haben - besonders
für Jugendliche. Kurz, Spitzensportler sollen Menschen dazu anspornen, „Athleten Christi“
zu sein.
„Liebe Freunde, seid nicht nur sportliche Wettkämpfer, sondern
Athleten, die sich um den Siegespreis eines christlichen Lebens mühen. Euer Vorbild
möge andere anspornen, in ihrer Lebenswelt für das Bleibende, für das Gute zu kämpfen
und Athleten Christi zu sein, der den Menschen das wahre Leben schenken will.“
Papst
Benedikt würdigte die populären österreichischen Alpinsportler als „Integrationsfiguren“
einer Gesellschaft, die ihre Werte und Orientierungen zunehmend verliert. Diese Vorbildwirkung
hänge auch mit den Tugenden zusammen, die den Sport auszeichnen:
„Ausdauer,
Zielstrebigkeit, Einsatz- und Opferbereitschaft, innere und äußere Disziplin, Achtung
vor dem anderen, Teamgeist, Solidarität, Gerechtigkeit, Fairness, Bewusstsein eigener
Fehlbarkeit und andere mehr. Ihnen, meine lieben Sportlerinnen und Sportlern, kommt
eine nicht unbedeutende Rolle in der Gesellschaft zu, wenn Sie diesen Haltungen und
Überzeugungen ein Gesicht verleihen und sie über Ihre sportlichen Aktivitäten hinaus
im familiären, sozialen, kulturellen und religiösen Engagement authentisch verkörpern.“
Hermann
Maier:
„Für mich heißt das eine gewisse Nächstenliebe, dass man was weitergibt
von dem, was man selber an Erfolgen hat – das wird einem da mehr bewusst.“
Benedikt
fand aber auch mahnende Worte an die Adresse der Ski-Profis und ihrer Manager. Spitzensport
dürfte nicht bei einem „rein materiellen Leistungsdenken“ stehen bleiben, betonte
der Papst. Beim Sport gehe es um den ganzen Menschen. Leib, Geist und Seele bildeten
eine Einheit und müssten in Einklang zueinander stehen, gab Benedikt den jungen Athletinnen
und Athleten mit auf den Weg.
„Sie selbst wissen, wie notwendig diese innere
Harmonie ist, um anhaltend sportliche Leistungen auf höchstem Niveau erzielen zu können.
Auch der Spitzensport muss dabei stets auf dieser ganzheitlichen Sicht des Menschen
gründen, den Menschen in seiner Würde anerkennen und bei der Entwicklung und Reifung
der eigenen Persönlichkeit fördern. Andernfalls greift er zu kurz, bleibt er bei einem
rein materiellen Leistungsdenken stehen und kann auch seiner wichtigen sozialen Funktion
nicht gerecht werden.“
Österreichs Vorzeige-Athleten würden, wenn sie nicht
Spitzensportler wären, unter „Jugendliche“ laufen. Vielen von ihnen gefiel gerade
die väterliche Ausstrahlung des 80-jährigen bayerischen Papstes. Zum Beispiel Niki
Hosp:
„Es ist extrem faszinierend, was für eine Persönlichkeit der Papst
ist und was er ausstrahlt. Man braucht ihm nur ins Gesicht zu schauen und sieht, was
Optimismus und positives Denken ist und was das bedeutet.“
Österreichs
Ski-Athleten sind alle ausnahmslos katholisch. Freilich waren sie an diesem Samstag
nicht nur zum ersten Mal beim Papst, sondern in den meisten Fällen auch zum ersten
Mal in Rom. Viel Zeit war ihnen in der Ewigen Stadt nicht gegönnt. Denn es fehlen
nur noch drei Wochen bis zum Auftakt der Skisaison in Sölden. Ein spiritueller Kraftschub
durch den Stellvertreter Christi auf Erden kann da nur von Vorteil sein. Und alle
spitzten die Ohren, so wie Hermann Maier:
„Da horcht man um einiges besser
hin als man das beim Pfarrer in der Kirche macht – das muss man ehrlich sagen!“ (rv
06.10.2007 gs)