Hört man den Begriff
„Fundraising“ denkt man zuerst an Charity Organisationen und eingetragene Vereine,
deren Vertreter um Spenden werbend durch die Fußgängerzonen ziehen. Dass aber auch
Kirchen auf diese Art um Gelder werben wollen, ist neu. Das Erzbistum Freiburg traut
sich, diesen Weg – zunächst probeweise – zu beschreiten. Bis 2012 will das Bistum
abseits der Kirchensteuer auch andere finanzielle Quellen erschließen. Sophia Schülke
sprach mit Udo Schnieders, dem Leiter der Fundraising Stabsstelle. Er erklärt, wie
das neue Konzept funktionieren soll.
„Das Erzbistum versucht, abseits der
Kirchensteuern regelmäßige Einnahmen aus Spenden zu generieren. Das Erzbistum selber
ist noch nicht als spendensammelnde Organisation in Erscheinung getreten. Von daher
sind Spenden bisher auch keine haushaltsrelevanten Summen gewesen. Das soll sich zukünftig
ändern. Fundraiser versuchen nicht, zu betteln. Fundraiser versuchen, Menschen für
Projekte und Organisationen zu begeistern. Und das ist auch die Absicht des Erzbistums:
die eigene Arbeit an neue, an andere Menschen zu vermitteln und Menschen aufzufordern,
die Arbeit aktiv zu unterstützen.“
Während sich Charity Organisationen
auch auf Unternehmen, Stiftungen und staatliche Stellen konzentrieren, will sich das
Erzbistum eher an Privatpersonen wenden. Doch Udo Schnieders kann treue Kirchgänger
beruhigen. Nicht von ihnen wird erwartet, mehr zu geben:
„Ich kann als
erstes benennen, wer nicht der primäre Ansprechpartner sein soll. Nämlich die Gläubigen,
die Sonntag für Sonntag den Gottesdienst besuchen und sich schon überdurchschnittlich
engagieren. Das Erzbistum baut darauf, dass es viele Gläubige gibt, die in keinem
aktiven Kontakt zur Kirche stehen und genau die anzusprechen, mit denen in Kontakt
zu kommen, über neue Wege der Kommunikation, zum Beispiel Briefe direkt nach Hause,
das sind die Zielgruppen die man neu erschließen möchte.“
Das Fundraisung
Konzept verspricht aber nicht nur, größere finanzielle Summen zu beschaffen und bisher
inaktive Mitglieder zu mehr Engagement zu bewegen. Es soll vielmehr der Kirche helfen,
wirtschaftlicher und vor allem professionell zu arbeiten. Für das Erzbistum sind Kirche
und Fundraising also keine unvereinbaren Gegensätze. Im Mittelpunkt steht ihm dabei
auch eine Verpflichtung gegenüber den Gläubigen:
„Eine Kirche, die mit
den ihr anvertrauten Geldern professionell wirtschaftet, ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit.
Dass eine Kirche, wie andere Wirtschaftsunternehmen auch, prüft, was kostetet wie
viel, was rentiert sich, wie können wir Gewinne optimieren, ist eigentlich eine Pflicht,
die man den Gläubigen schuldig ist. Sie finanzieren ja durch ihre Gelder – seien es
die Spenden oder die Kirchensteuer - die Arbeit der Kirche.“
Obwohl der
Spendenmarkt heiß umkämpft ist, sieht sich das Erzbistum in der Lage, mit der Konkurrenz
Schritt zu halten. In Freiburg ist man gewiß, dass ein professionelles Konzept den
Katholiken mehr Spenden entlocken kann:
„Zu einem sind die katholischen
Gläubigen mit die spendenfreudigste Gruppe in der deutschen Gesellschaft überhaupt.
Das nutzen sehr viele Charity Organisationen. Wir sollten das ebenfalls nutzen. Es
ist ja nicht so, als würden uns die Menschen nicht unterstützen. Anders als spendensammelnde
Organisationen pflegen wir die Kontakte mit den Menschen nur noch nicht so professionell.
Ich glaube eine Kirche, die professionelles Fundraising betreibt, gerade auf lokaler
Ebene in der Kirchegemeinde, hat allerbeste Chancen am Spendenmarkt einen guten Anteil
zu gewinnen.“