Russland: Kondrusiewicz geht „gehorsam“ nach Minsk
Während der russisch-orthodoxe
Patriarch von Moskau, Alexij II., auf Frankreich-Tour ist, bereitet sich der bisherige
römisch-katholische Erzbischof von Moskau, Tadeusz Kondrusiewicz, auf seine neue Aufgabe
vor. Nach 16 Jahren in der russischen Hauptstadt wechselt Kondrusiewicz nach Minsk
und damit in sein Geburtsland Weißrussland. Der Abschied fällt ihm allerdings nicht
leicht:
„Ich werde den Willen des Papstes erfüllen, aber ich muss gestehen,
dass es nicht einfach ist. Doch ich werde in Minsk eine wichtige Aufgabe übernehmen
und dort die Katholiken begleiten. Der orthodoxe Metropolit Filaret ist ein guter
Freund von mir. Ich habe ihn oft in Weißrussland getroffen. Aber in Weißrussland möchte
ich auch die Beziehung zur Gesellschaft im Allgemeinen fördern. Dazu gehört auch die
Beziehung zum Staat.“
Die Frage nach dem orthodoxen und dem katholischen
Kirchenverständnis benennt Erzbischof Kondrusiewicz als eine der größten Herausforderungen
im Verhältnis zwischen den beiden Kirchen:
„Das Hauptproblem ist die Frage
um die Nachfolge Petri. Es geht um den Primat des Papstes. Ein weiteres Problem ist
die so genannte ‚filioque’-Frage. Doch während der Ära von Papst Johannes Paul II.
wurde die zweite Frage hier in Russland durchaus akzeptiert. Man hat hier erkannt,
dass es Übersetzungsprobleme gibt. Beide Kirchen – also sowohl die orthodoxe als auch
die katholische – anerkennen, dass der Heilige Geist und der Vater uns einen Impuls
geben.“
Mit dem Filioque (wörtlich: „und dem Sohn“) ist ein Zusatz zum
Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel von 381 gemeint, der in der ursprünglichen
Fassung nicht enthalten ist. Die Ostkirche lehnte das Filioque ab, was einer der Gründe
für die Trennung der Ost- und Westkirche war. (rv 03.10.2007 mg)