Die Reformen und personellen
Veränderungen an der Spitze der Vereinten Nationen dürfe keine rein „physische“ sein.
Die UNO müsse auch den Willen zur Erneuerung ihrer Werte und Ziele zeigen. Das forderte
der vatikanische Außenminister, Erzbischof Dominique Mamberti, gestern vor der UNO-Vollversammlung
in New York. 62 Jahre nach ihrer Gründung müssten die Vereinten Nationen einmal mehr
deutlich „Nein zum Krieg und ebenso deutlich Ja zur Menschenwürde“ sagen.
Der
Sekretär für die Beziehungen mit den Staaten fasste in seiner Rede die ethischen Forderungen
des Heiligen Stuhls an die internationale Staatengemeinschaft zusammen. Politische
Interessen seien nie absolut, sondern müssten an der angeborenen Menschenwürde maß
nehmen. Respekt vor der Würde des Menschen sei die ethische Grundlage für alle Friedensbemühungen
und alle zwischenstaatlichen Beziehungen. Wo sie vergessen werde, wüchsen Unfrieden,
Umweltzerstörung und soziale wie wirtschaftliche Ungerechtigkeit. Mamberti, seit
September 2006 im Amt, sprach bei seinem ersten Auftritt vor der UNO-Vollversammlung
auch Einzelfragen an. Der Heilige Stuhl begrüße das Engagement des Staatenbundes für
interreligiösen und interkulturellen Dialog. Doch der Vatikanmann schärfte ein: „Dialog
zwischen Menschen verschiedener Religion und Kultur ist kein Optional, er ist unverzichtbar
für Frieden und internationale Zusammenarbeit.“ Der Heilige Stuhl hoffe, dass das
gestiegene Interesse weltweit zu einer größeren Achtung der Religionsfreiheit führe.
Diese werde in „bestimmten Gegenden weiterhin missachtet oder gar verletzt“ und sei
zum Vorwand für andere Formen der Diskriminierung geworden. Auch Religionsvertreter
und Gläubige nahm Mamberti in die Pflicht: Sie erklären zweifelsfrei, dass Gewalt
und Krieg im Namen der Religion „himmelschreiender Widerspruch“ sei. Weitere Forderungen;
Mamberti wiederholte hier Appelle des Papstes und verschiedener Kurienvertreter: atomare
Abrüstung, ein Stopp der Atomtests und die friedliche Nutzung der Atomenergie; Schluss
mit illegalem Waffenhandel und gemeinsamer Einsatz gegen Streubomben. Wörtlich: „Eine
schnelle Antwort auf dieses Problem wird zu einem ethischen Imperativ.“ „Definitive
Lösungen“ für dauerhaften Frieden brauche es in den aktuellen Krisengebieten: Darfur,
Naher Osten, Irak und Myanmar/Burma. Der Heilige Stuhl befürworte die Errichtung einer
Art ständigen Vermittlungsausschusses, um sich effektiver für die Konfliktprävention
einzusetzen.