Er war Deutschlands
Fußballbischof: der Hamburger Erzbischof Werner Thissen. Im Sommer 2006 hatte der
fußballbegeisterte Kirchenmann die Weltmeisterschaft verfolgt und das Begleitprogramm
der Kirchen unterstützt, wo es ging. Jetzt stehen die deutschen Frauen im WM-Finale,
und der Hamburger Erzbischof reagiert keinen Deut anders. Bei der Herren-WM im
eigenen Land da hatte er auch schon Mal Sitzungen und Termine verschoben, um die Spiele
live zu verfolgen. Trotz Vollversammlung der deutschen Bischöfe fand er auch diesmal
eine Gelegenheit: „Ich will wohl gestehen, dass ich aus einer Sitzung zwischendurch
herausgegangen bin, um das Tor von Birgit Prinz, das sie ja gar nicht geschossen hat,
aber sie hat es vorbereitet, zu sehen, und ich freue mich riesig, dass die im Endspiel
sind.“ Warum gerade Birgit Prinz? Thissen ist ein echter Fan: „Es gibt überall
herausragende Spieler, so wie bei uns Kardinal Lehmann, und die nennt man eben.“ Ein
Drittel aller Fernsehzuschauer sah am Mittwoch Nachmittag den Finaleinzug der Deutschen.
Frauenfußball auf dem Vormarsch, der Hamburger Erzbischof kann das nur unterstützen:
„Ja es interessiert mich sehr. Einmal wegen der Art des Spiels, das ist mehr die
Art, wie wir das in den fünfziger Jahren auch gemacht haben. Zum anderen, weil ich
froh bin, dass wir die Frauen mindestens genauso tüchtig haben, wie die Männer. Das
passt doch gut.“ Das Sonntagsprogramm des Erzbischofs ist erwartungsgemäß gut
gefüllt. Zwei Gemeinden muss er besuchen: „Aber um 14 Uhr, das ist eine kleine
Lücke, so dass ich es sehen kann.“ Einen Tipp gibt er nicht ab. Wie schon beim
deutschen Sommermärchen bleibt Thissen sportlich. Als echter Sportsfreund will er
vor allem guten Fußball sehen. „Wenn ich das so sehe, wie die Frauen das gemacht
haben: richtig turniermäßig, also Steigerung von Spiel zu Spiel. Wenn das am Sonntag
auch so ist, dann kann’s was werden.“ (rv 29.09.2007 bp)