Die Ökumene war „der
rote Faden“ der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz. Das hat der
Vorsitzende Kardinal Karl Lehmann in seinem offiziellen Bericht betont. In den vergangenen
Monaten sei eine „angespannte Atmosphäre“ entstanden, auf die er in seinem Grundsatzreferat
zum Selbstverständnis des Katholischen eingegangen war. Lehmann: „Wir haben viel
erreichen können, aber wir sind wie vor einer letzten großen Steilwand“ Und das seien
die Fragen „nach Kirche und Amt.“ Alternativen zum bisher eingeschlagenen Weg gebe
es nicht, auch wenn es nicht zuletzt nach der Erklärung der Glaubenskongregation über
das Kirchenverständnis Irritationen gegeben habe. „Wir können auch noch mehr voneinander
lernen. Eine Status-Quo-Ökumene ist mir zu wenig. Die hält auch nicht.“ „Mit Bestürzung“
reagierten die Bischöfe auf das Urteil des Obersten Gerichts der Türkei gegen den
Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios von Konstantinopel. Die Aberkennung seines
Titels sei „völlig unverständlich“, so Lehmann. „Wir glauben, dass es höchste Zeit
ist, dass man in der Türkei solche Blockaden für die Christen und die Kirche abbaut.“ Nächster
Themenblock: die Liturgie. Zum 1. Oktober werden die Leitlinien zum Motu Proprio über
die Alte Messe in Kraft treten. „Einstimmig ohne Enthaltungen“ haben die Bischöfe
die 10 Punkte zur Umsetzung des Päpstlichen Schreibens angenommen. Erster Punkt: Die
Zulassung der außerordentlichen Form darf nicht bestehende Spannungen verstärken oder
gar neue Spaltungen hervorrufen. „Wenn das in das sektiererische abgleitet, dann müssen
klare Grenzen gesetzt sein.“ Die deutschen Bistümer wollen vorerst keine Personalpfarreien
gründen, nach Bedarf sollen die Diözesen Fortbildungsangebote in Sachen Latein geben.
Der Bedarf entsprechender Gottesdienste sei in Deutschland aber weitgehend gedeckt,
das hätten die Bischöfe einhellig berichtet, so Lehmann. In einem Jahr sollen die
Leitlinien überprüft werden. Außerhalb der Tagesordnung habe man sich ausführlich
mit dem Verdacht wegen sexuellen Missbrauchs im Bistum Regensburg beschäftigt, „in
einer sehr umfassenden Diskussion, da ja jeder Erfahrungen hat“, so Lehmann. „Wir
wollen alles tun, um sexuellen Missbrauch mit allen Kräften aufzudecken, und bedauern
zutiefst alle Schäden, die bei den Opfern und ihren Familien entstehen.“ Keiner, auch
nicht der Bischof von Regensburg, betonte Lehmann ausdrücklich, wolle etwas vertuschen.
In einzelnen Fällen unterstützten die Bischöfe bestimmte therapeutische Maßnahmen,
doch die ethische Verantwortung könne dem Täter nicht genommen werden. „Ich muss doch
keine großen Bekenntnisse ablegen, dass jedem einzelnen Bischof und natürlich auch
mir, jeder einzelne Fall einer zu viel ist, und das insofern eine ganz schmerzliche
Angelegenheit ist.“ Nach einer Verurteilung sei der Einsatz in der normalen Seelsorge
auf keinen Fall möglich, doch, so Lehmann: Eine „kinder- und jugendfreie Seelsorge
ist eine Illussion“. (rv 28.09.2007 bp)