Die Kirche sollte weiterhin Vorreiterin für die deutsch-polnischen Beziehungen sein.
Das sagte der neue Generalsekretär der polnischen Bischofskonferenz jetzt in Fulda.
Weihbischof Stanislaw Budzik war dort Gast bei der Vollversammlung der deutschen Bischöfe.
Doch bei allen Spannungen zwischen den Kaczynsky-Zwillingen und Bundeskanzlerin Angela
Merkel und trotz negativer, ja teilweise gar geschmackloser Medienberichte sieht Budzik
nicht schwarz für die Beziehungen zwischen beiden Ländern:
„Ich habe in
Warschau vor einiger Zeit mit den Vertretern der deutschen Botschaft gesprochen, wo
ich erfahren habe, dass die deutsch-polnischen Beziehungen besser sind als ihr Ruf
- und dass es doch gute Gespräche zwischen den Regierungen in Warschau und Berlin
gibt. Aber selbstverständlich glaube ich, dass die Kirche immer die Pionierrolle in
diesen Gesprächen gespielt hat.“
Die Bischofskonferenzen beider Länder
sollten mit ihrer Versöhnungsarbeit fortfahren. Budzik, der in Wien studierte und
seine Abschlussarbeit auf Deutsch verfasste, erinnert an den Briefwechsel, der zur
Aussöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg führte, oder an den Besuch von Karol Woityla
1978 (noch als Kardinal von Krakau) in Fulda.
„Ich denke, eine Begegnung,
ein Austausch der Erfahrungen könnte in dieser ein bisschen schwierigen Situation
helfen.“
Die Kirche in Polen hat dabei auch selbst ihre Schwierigkeiten
zu meistern. Jetzt steht der Wahlkampf an, und seit Wochen dauert die Diskussion um
den nationalkatholischen Sender Radio Maryja an - „eine komplizierte Angelegenheit“,
sagt Budzik.
"Radio Maria hat vielen Menschen, die ihren Weg bei den rasanten
Entwicklungen und Veränderungen nicht gefunden haben, Hoffnung gegeben. Viele Menschen
hängen an Radio Maryja. Zum Problem wird hingegen das politische Engagement.“
Die
polnischen Bischöfe müssten behutsam mit diesem Problem umgehen, damit „das Gute“
des Senders nicht verloren ginge. Jetzt stünden Gespräche mit den Redemptoristen,
die den Sender unterhalten, an. Budzik hofft auf eine baldige Lösung:
„In
den letzten Tagen habe ich schon von Radio Maryja die Erklärung gehört, dass sie in
dem Wahlkampf, der jetzt beginnt, sich nicht für eine Partei engagieren werden, dass
sie offen bleiben für alle anderen Parteien.“
Politische
Überzeugungen stünden jedem frei, betont der Generalsekretär des polnischen Episkopats.
Jeder Katholik, „auch jeder Bischof“, habe seine politischen Ansichten.
„Er
darf wählen, wie er will. Nur dürfen die Menschen, die in der Kirche sind, nicht ihre
politischen Ansichten im kirchlichen Raum vertreten oder auch nur vorsichtig öffentlich
erklären, damit ihre evangelisatorische Sendung nicht mit der politischen verwickelt
wird.“