2007-09-25 11:00:51

D: Auch bei Missbrauch keine Entscheidung von oben
 


RealAudioMP3 In Fulda hat gestern die Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) begonnen. 71 Oberhirten aus 27 Diözesen diskutieren bis Donnerstag über die aktuellen Herausforderungen der deutschen Kirche.
„Zum Selbstverständnis des Katholischen“ sprach Kardinal Karl Lehmann zum Auftakt der Vollversammlung. Der Vorsitzende der DBK leitete mit einem Grundsatzreferat die theologischen Diskussionen des Bischofstreffens an, die sich erst einmal rund um Ökumene und Liturgie drehen. Nach den Diskussionen um das Vatikanpapier zum Kirchenverständnis wolle man jetzt eine gemeinsame Position der Bischofskonferenz finden, so Lehmann vor Beginn in einem Pressestatement.
In welcher Form der Fall von Kindesmissbrauch in der Diözese Regensburg zum Thema wird, ist unklar. Gerhard Ludwig Müller hatte im Vorfeld angekündigt, mit seinen Bischofskollegen sprechen zu wollen. Lehmann betonte vor der Vollversammlung:
„Da ist jeder Diözesanbischof und jede Diözesanleitung verantwortlich. Die Bischofskonferenz hat da nicht die Möglichkeit einzugreifen.
Die öffentlichen Proteste in Riekofen und die bundesweite Berichterstattung rufen nach einer Reaktion. Bischof Müller zog bei seiner Ankunft in Fulda fast mehr Aufmerksamkeit auf sich, als der Kardinal selbst.
„Ich glaube jetzt nicht, dass Ferndiagnosen hier weiterhelfen. Die Richtlinien der Bischofskonferenz sind nicht von oben an uns herab gegeben, sondern das sind Arbeitshilfen.“
Der Fall sei tragisch, so Müller. So tragisch, dass nicht gesehen werden könne, wie man das Geschehene hätte verhindern können. „Weil eben auch die Gerichtsentscheidung und das Gutachten davon ausgegangen ist, dass hier keine pädophile Fixierung vorliegt, und nach allen Menschenmöglichkeiten nicht mit einer Wiederholung zu rechnen ist.“
Lehmann wiederum hielt sich mit einem Urteil, aber auch einer Einordnung zurück:
„Ich wage das nicht zu sagen, weil ich diese Details nicht kenne. Wenn ich die paar Fälle, die ich im Bistum in den letzten 24 Jahren hatte, anschaue, wie schwierig das war, überhaupt zu einem Urteil zu kommen, wie oft wir da und dort im Dunkeln getappt sind, dann bin ich höchst vorsichtig mit jedem Vorwurf oder mit jeder Feststellung.“
In einem Bereich, in dem er keine Kompetenz habe, so Lehmann, habe er keine Veranlassung, von den anderen Themen der Vollversammlung abzulenken.
„Warten wir mal ab, was die Bischöfe entscheiden. Ich bin gerne bereit, Rede und Antwort zu stehen, aber nicht einfach ins Blaue hinein.“
Doch die Tagesordnung ist auch ohne aktuelle Ereignisse prall gefüllt: Die Bischöfe verabschieden Leitlinien zum – so wörtlich – „rechten Umgang“ mit dem Motu Proprio zur Alten Messe. Viele Fragen seien offen und man suche nach einer gemeinsamen Linie: „Wie sich die Forderung einer festen Gruppe näher interpretieren lässt: Sind das Leute aus einer Pfarrei oder auch übergreifend für einen größeren Raum? Es ist auch die Frage, was heißt das, dass der Priester geeignet sein muss? Denn es ist ja auch gesagt, dass wenn der Priester die Messe privat feiert, dann braucht er keine Erlaubnis weder vom Bischof noch von Rom. Wie kann man dann die Eignung feststellen?“
Außerdem: Vorbereitung der Bischofssynode im nächsten Jahr in Rom. Die Ökumenische Versammlung von Sibiu (Hermannstadt) soll ausgewertet, der Stand der Revision der Einheitsübersetzung besprochen werden. Eine Debatte um Chancen und Sinnhaftigkeit eines eigenen katholischen Fernsehsenders zeichnet sich ab. Außerdem sollen kirchliche Anliegen an die EU-Regierungskonferenz weiter gegeben werden.
Diese Vollversammlung am historischen Versammlungsort Fulda steht bei allen Arbeitssitzungen unter einem festlichen Vorzeichen. Kardinal Karl Lehmann feiert 20 Jahre an der Spitze der Bischofskonferenz. Nuntius Erwin Josef Ender wird verabschiedet. Und die Stadt Fulda lädt zu einem Empfang im Stadtschloss: Vor genau 140 Jahren trafen die Bischöfe erstmals am Grab des heiligen Bonifatius zusammen.

(rv 24.09.2007 bp)








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