Die westliche Welt
sollte ihre Außenpolitik mit Blick auf Nahost ändern und „ernsthafter und verantwortungsvoller
für Gerechtigkeit und Frieden eintreten“. Das fordert der Direktor des Al-Liqa-Zentrums
für interreligiöse Forschung in Bethlehem, Geries S. Khoury. Dem internationalen katholischen
Hilfswerk „Kirche in Not“ sagte Khoury, er fürchte, dass es den Christen auch nichts
helfen würde, wenn wirklich alle UNO-Resolutionen im Nahen Osten umgesetzt würden.
Christen würden dann „auch weiterhin unter Druck stehen und in einer unsicheren Gesellschaft
leben". Er fordere die westliche Welt auf, „die Israelis und die anderen Länder nicht
unterschiedlich zu behandeln“.
"Wir Christen im Heiligen Land malen uns oft
das Szenario aus, was passiert, wenn in ein paar Jahren alle Christen ins Ausland
emigriert sein werden. Das würde wohl bedeuten, dass sowohl das Leben der Muslime
als auch das der westlichen Länder erschwert wird. Die Christen sind eine starke Brücke
zwischen dem Westen und dem Osten, da sie sowohl die arabische als auch die westliche
Tradition verkörpern. Sie haben auch eine wichtige Botschaft für die Region - die
Botschaft Jesu. Und sie leben eben in einem arabisch-islamischen Umfeld, mit dem sie
vertraut sind, und teilen zugleich mit dem Westen wesentliche Glaubensüberzeugungen.
Ihre Präsenz im Nahen Osten ist wichtig für das gegenseitige Verständnis beider Kulturkreise."
Obwohl
er besorgt über die Auswanderung von Christen aus dem Heiligen Land sei, glaube Khoury
an die „einzigartige Mission und Berufung“ der dort lebenden Christen. Er sei davon
überzeugt, dass sie „auch in Zukunft inmitten von Problemen und Unruhen trotz aller
Leiden für die Botschaft Christi Zeugnis ablegen werden“. Die Kirche im Heiligen Land
habe seit der Zeit Jesu niemals Frieden gekannt. Schon oft sei behauptet worden, die
Christen würden in absehbarer Zeit aus dem Heiligen Land verschwinden, und bis heute
seien sie da. Er sehe die Zukunft nicht so düster, sondern glaube, dass es Hoffnung
auf Versöhnung, Frieden und Gerechtigkeit gebe.
Um ein friedliches Miteinander
der verschiedenen Religionsgemeinschaften im Heiligen Land zu erreichen, setze Khoury
auf interreligiösen Dialog. Das von ihm mitgegründete und geleitete Al-Liqa-Zentrum
in Bethlehem, das in diesem Jahr das 25jährige Jubiläum seines Bestehens feiert, habe
es sich zum Ziel gesetzt, einen vertieften Dialog zwischen Moslems, Juden und Christen
zu erreichen. Khoury: „Das wirkliche Problem im Nahen Osten besteht darin, dass wir
einander zu wenig kennen. Der Mensch steht dem, was ihm unbekannt ist, feindlich gegenüber.“
Im Heiligen Land träfen zwei Welten aufeinander, die einander nicht kennen. Um etwas
dagegen zu tun, veranstalte das Al-Liqa-Zentrum verschiedene Kongresse, Vorlesungen
und Diskussionsrunden sowie auch Treffen für Jugendliche. Zudem gebe es zwei Zeitschriften
heraus.