Der Erzbischof von Caracas, Kardinal Jorge Urosa, hat seine Landsleute zur Ruhe aufgerufen.
Die Einhaltung des sozialen Friedens habe jetzt "oberste Priorität", meinte er im
Gespräch mit Journalisten. Mit Blick auf die heftigen Debatten über die Verfassungsreform
in Venezuela forderte der Kardinal aber auch den "Respekt vor allen Meinungen". Die
Regierung müsse Demonstrationen der Opposition zulassen, "wenn diese sich im Rahmen
der jetzigen Verfassung halten". Eindringlich warnte Urosa vor den, so wörtlich, "Gespenstern
des Aufstands, der Ribellion oder der Destabilisierung". Hintergrund des Appells
ist eine Verfassungsreform, die Präsident Hugo Chavez durchzudrücken versucht. Sie
ist vom Parlament schon in zweiter Lesung gebilligt worden und soll im November endgültig
verabschiedet werden; auch das Volk soll über die Texte abstimmen. Kritiker befürchten,
dass der als Populist geltende Chavez durch die Verfassungsänderungen noch mehr Macht
erhält, um seine so genannte "boliviarische Revolution" fortzusetzen. Manche Kritiker
sehen Chavez auf dem Weg zum Diktator.
Derweil hat der solcherart Kritisierte
mit einer Nationalisierung von privaten Schulen gedroht. Wenn sie in ihren Lehrplan
nicht auch "Boliviarische Studien" aufnähmen, könnten sie ihren Status verlieren,
meinte Chavez bei der Eröffnung des neuen Schuljahrs im Osten Venezuelas.