Kern und Fundament jeder Kultur ist die Religion. Darauf hat der Rottenburger Bischof
Gebhard Fürst im Zusammenhang mit den umstrittenen Äußerungen seines Kölner Amtbruders,
Kardinal Joachim Meisner, hingewiesen. Ebenso, betonte Bischof Fürst, gebe es eine
tiefe innere Nähe zwischen der Religion und der Kunst. In beidem bringe der Mensch
seine Beziehung zur Transzendenz zum Ausdruck und versuche, das Unsagbare zum Ausdruck
zu bringen, ohne es je angemessen darstellen zu können. Er verstehe das Anliegen
von Kardinal Meisner, der den Zusammenhang „von Kultur und Kultus“ betonte habe, in
diesem Sinne und könne es in dieser Interpretation bejahen. Allerdings sehe er diesen
Transzendenzbezug auch bei Künstlern und ihren Kunstwerken, die nicht ausdrücklich
religiös oder gar christlich seien und sein wollten, betonte Bischof Fürst. Deren
Verdienst sei es oft geradezu, in einer säkularen Gesellschaft und mit deren Ausdrucksmitteln
die Frage nach dem Sinn zu stellen und so letztlich auch die religiöse Dimension des
Menschen zur Sprache zu bringen. Die religiöse Tiefe der Kunst dürfe nicht darauf
reduziert werden, ob darin ein ausdrückliches Glaubensbekenntnis erkennbar sei, sagte
der Bischof. „Nicht nachvollziehbar“, so der Rottenburger Bischof, sei es, bei der
Frage nach Nähe oder Distanz zwischen Kunst und Religion den Begriff „entarten“ zu
verwenden. Man könne es Kunstschaffenden nicht verdenken, wenn sie sich dadurch diffamiert
fühlen, sagte der Bischof. „Diese durch die Nationalsozialisten geprägte Begrifflichkeit
beschwört den Horizont schlimmer Exzesse der Barbarei und fürchterlicher Schicksale
von Künstlern und Schriftstellern herauf. Man muss auch nur den Anschein irgendeiner
Nähe dazu ohne Wenn und Aber meiden“, so Bischof Fürst. (pm 17.09.2007 sk)