Der alte Ritus ist
nun – nach fast vierzig Jahren – wieder freigegeben. Allerdings beherrschen ihn nur
noch wenige Priester, die jüngeren Geistlichen haben ihn nie kennengelernt, die älteren
sind aus der Übung. Deswegen organisiert der Verein „Pro Missa Tridentina“ jetzt Schulungswochenenden,
bei denen Interessierte an den tridentinischen Ritus herangeführt werden. P. Max Cappabianca
OP hat mit einem Teilnehmer einer solchen Tagung gesprochen…
An einem Wochenende
den alten Ritus zu erlernen: Das geht überhaupt nicht, sagt Guido Rodheudt. Er ist
Pfarrer in Herzogenrath im Bistum Aachen, in seiner Pfarrei fand die erste Schulung
dieser Art seit der Veröffentlichung des Motu Proprio statt. Die meisten der Teilnehmer
sind aktive Gemeindepriester, für sie stehen theoretische Einführungen, praktische
Übungen und das Singen auf dem Programm. „Man hat sich also als Pfarrer praktisch
wieder auf die Schulbank begeben“, sagt der Geistliche:
„Das ist anfangs
wie beim Gehversuch des kleinen Menschen natürlich schwierig, man geht erst an der
Hand der Mutter und des Vaters und später selbständig. Also braucht man eine Hinführung
in den Sinn der Rubriken, in ihre Ausführung und dann das ganze praktische Tun. Durch
das theoretische Zuschauen kann man den Ritus nicht kernen. Man muss es praktisch
tun, und das haben wir auch getan. Es gab also einen Mitbrüder, die entsprechend versucht
haben, das umzusetzen, die dann ein zu eins korrigiert wurden von einem der es schon
konnte.“
Ab dem ersten Advent will Rodheudt in seinen Gemeinden regelmäßig
tridentinische Messen anbieten, zunächst einmal werktags, später vielleicht auch Sonntags.
Die Gemeinde ist sehr interessiert, es werden Hinführungen und Informationsveranstaltungen
organisiert. Rodheudt verspricht sich durch das Motu Proprio eine Erneuerung des liturgischen
Lebens:
„Es ist sicherlich das entscheidende Anliegen des Papstes, nicht
durch die Erlaubnis des Alten Ritus eine Art „captatio benevolentiae“ vor den Traditionalisten
zu machen und sozusagen einen Bonbon für die „Tradis“ zu hinterlassen, sondern er
möchte einen Beitrag leisten, einen ersten Schritt im Hinblick auf das, was er schon
oft und immer wieder wiederholt, die Reform der Reform genannt hat, also aus der Erfahrungen
der letzten Jahrzehnte auf der Hintergrund dessen, was über Tausend Jahre lang in
der Kirche des Westens prägend war, einen neuen einheitlichen Ritus zu schaffen und
das kann man natürlich nicht tun, wenn man die Tradition sozusagen in den Kühlschrank
stellt.“
Die tridentinische Messe sei aus der „Schmuddelecke“ raus, unter
den Gemeindepriestern herrscht Aufbruchsstimmung:
„Ich denke, der Ritus
ist so stark und so schön, bei allen Fragen, die man liturgiewissenschaftlich an ihn
haben kann, dass er seine Wirkung automatisch haben wird. Und so war die Stimmung
in der Gruppe: Wir hatten nicht den Eindruck, dass wir uns hier in einem Kreis von
rückwärtsgewandten Traditionalisten bewegen, sondern es kam dazu, dass Priester sagten:
Das ist aber eine interessante Neuheitserfahrung. Man hat eigentlich eher den Eindruck
eines Aufbruchs gehabt, wir schauen nach vorne und wollen versuchen, im Sinne des
päpstlichen Dokumentes zu einer allgemeinen liturgischen Erneuerung der Kirche beizutragen
im Licht der Tradition.“
Bedauern würde es Guido Rodheudt, wenn von den
Bischöfen restriktive Ausführungsbestimmungen beschlossen würden:
„Das
würde sicherlich denjenigen, der auf das Motu Proprio gewartet hat, nicht abhalten,
aber viele, die ein Interesse entwickeln, gerade im Sinne des Heiligen Vaters sich
mit der Tradition des lateinischen Ritus zu befassen, die könnten eingeschüchtert
und abgehalten werden, und ich fände das im Hinblick auf den großen Wurf, den das
Motu Proprio angestoßen hat, zu schade.“
ABMOD: Die
nächste Schulung findet am kommenden Wochenende in der Pfarrei St. Joseph in Mainz
statt. Nähere Infos beim Verein „Pro Missa Tridentina“.