Papst trifft Präsident des Sudan - Hilfswerke: Große Erwartungen
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) kritisiert dies, denn der Diktator sei
für die Völkermorde an mehreren Millionen Menschen im Südsudan, in den Nuba-Bergen
und in Darfur verantwortlich. Kein sudanesischer Staatschef habe mehr Bischöfe, Priester
und Gläubige inhaftieren und foltern lassen als Bashir. Der Vatikan erhofft sich durch
diese Audienz auf den Präsidenten einwirken zu können. Themen werden voraussichtlich
die Krisenregion Darfur und die Situation der Christen im Süden des Landes sein. Aurelia
Plieschke sprach mit dem Sudan-Experten der Diakonie Katastrophenhilfe, Michael Frischmuth:
„Von uns als eine humanitäre Hilfsorganisation, die vor Ort tätig ist,
die vor Ort den ganzen Schwierigkeiten ausgesetzt ist, die Menschen zu erreichen,
da erhoffen wir uns natürlich, dass der Papst als eine ganz andere moralische und
unabhängige Instanz mit dem Herrn Bashir die Angelegenheiten in Darfur viel direkter
ansprechen kann als das jetzt im Sicherheitarrat der vereinten Nationen möglich ist
vor dem Hintergrund der ganzen politischen Taktierungen. Die Papstaudienz bietet die
Möglichkeit klar zu machen, dass in Darfur ein sofortiger Waffenstillstand her muss
und Friedensverhandlungen mit allen Gruppen und der Zivilgesellschaft.“
Frischmuth
empfindet es als sehr wichtig, dass der Papst mit dem sudanesischen Staatspräsidenten
über die humanitäre Lage der Menschen spricht:
„einerseits im Darfur aber
auch in der Gesamtregion gesehen, wo viele Regionen ja seit Jahrzehnten vernachlässigt
sind und eine große Marginalisierung herrscht, die sich ja auch in den ganzen Konflikten
entladen hat, erst im Südsudan, dann im Osten des Sudans und zuletzt in Darfur. Es
heißt es muss darauf gedrängt werden, dass der Wohlstand, der Reichtum des Sudans
allen Menschen zu Gute kommt.“
Man müsse allerdings von diesem Schwarz-Weiß-Denken
Abstand nehmen, mit den so genannten „bösen“ Arabern auf der einen Seite und den guten
Schwarzafrikanern in Darfur, so Frischmuth weiter:
„Dort herrscht mittlerweile
ein Bürgerkrieg in dem jeder gegen jeden kämpft, wo jeder gegen jeden um die Ressourcen
der Region kämpft, um die Macht in der Region. Eine Stationierung der Blauhelmsoldaten
wie es vorgesehen ist, da geht’s nicht nur darum die Reitermilizen einzugrenzen und
deren Tätigkeiten, sondern es geht darum Sicherheit in Darfur zu schaffen, Sicherheit
gegenüber und für alle Gruppen, sodass humanitäre Hilfe geleistet werden kann.“
Momentan
ist dies nicht ohne weiteres möglich. Denn die meisten Hilfsorganisationen bekommen
keinen Zugang mehr zu den hilfsbedürftigen Menschen.
„Für humanitäre Organisationen,
auch mit christlichem Hintergrund wie die unsere, ist die wichtige Maxime zu helfen,
Menschen in Not zu helfen, egal ob es Menschen mit christlichem Glauben oder Muslime
sind. Und von missionarischen Tätigkeiten muss man in dem Fall Abstand nehmen, man
darf das nicht vermischen. Wenn es Organisationen gibt, die Missionieren, dann ist
das ihre eigene Angelegenheit. Aber wenn man humanitäre Hilfe leisten will, kann man
das nicht mit missionarischem Einsatz verbinden.“