Österreich: Juden bitten Papst um Einwirken auf Iran
Österreichische Juden haben Papst Benedikt um ein Einwirken auf den Iran wegen seiner
Vernichtungsdrohungen gegen Israel gebeten. Dieser Appell und die Betonung der neuen
Lebendigkeit des österreichischen Judentums stehen im Mittelpunkt einer Botschaft
der österreichischen Juden an Papst Benedikt XVI. Der Papst hatte das verschlossene
Kuvert mit dem Schreiben am Freitag auf dem Wiener Judenplatz beim Gedenken für die
bei der Shoah ermordeten jüdischen Österreicher entgegengenommen. Wörtlich heißt
es in dem von Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg und dem Präsidenten der Israelitischen
Kultusgemeinde, Ariel Muzicant, verfassten Text: „Es ist uns eine besondere
Ehre, Sie hier am altehrwürdigen Judenplatz zu begrüßen. Der Platz trägt diesen Namen,
weil es schon im Mittelalter hier Judenverfolgungen gegeben hat. Wir stehen hier vor
dem Mahnmal, das an die Shoah erinnert, und wir empfinden Ihren Besuch an dieser Stelle
als eine besondere Geste Eurer Heiligkeit zum Gedenken an die Ermordeten. Bei dieser
Gelegenheit wollen wir erwähnen, dass es in Österreich heute eine sehr lebendige jüdische
Gemeinde gibt, und damit zum Ausdruck bringen, dass Gott sein Volk nicht verlassen
hat, wie es im Römerbrief heißt: ‚Hat Gott sein Volk verstoßen? Keineswegs! Gott hat
sein Volk nicht verstoßen, das er einst erwählt hat.’ Deshalb ist es unser
Anliegen, Eure Heiligkeit um Intervention im gleichen Kontext zu bitten: Das geistige
und spirituelle Zentrum des jüdischen Volkes ist heute der Staat Israel, der für viele
Juden zu einer neuen Zufluchtsstätte und Heimat geworden ist. Dass 62 Jahre nach der
Shoah nunmehr ein UNO-Mitglied – Iran – den Staat Israel offiziell mit ‚Vernichtung
und Auslöschung’ bedroht, erfüllt uns mit großer Sorge. Dieser Konflikt könnte sich
zu einem Weltenbrand entwickeln, und so ersuchen wir Eure Heiligkeit, als eine der
wesentlichen moralischen Instanzen unserer Welt, alles in Ihrer Kraft Stehende zu
tun, um eine möglichen Katastrophe für die ganze Menschheit zu verhindern“.