Von Gudrun Sailer: Alle Zeitungen Österreichs widmen dem Papstbesuch ihre Titelseite
– dankbar für ein gewichtiges Thema in der Montagsausgabe. Und alle finden freundliche
Schlagzeilen, mit einer Ausnahme: der liberale „Standard“, der in den vergangenen
Tagen ausgewogen, ja nahezu papstfreundlich berichtet hatte, moniert: „Papst schwieg
zu Problemen“ und meldet eine „ernüchternde Bilanz nach drei Tagen Benedikt XVI. in
Österreich: Deutlich weniger Pilger als erwartet und keine Diskussion über drängende
Reformfragen in der katholischen Kirche“. Die „Presse“ macht, ungewöhnlich für
die liberalkonservative Qualitätszeitung, mit einer ganzen Seite Fotos auf, die den
Papst im Wind zeigen. „Mit drei großen Reden hat Benedikt XVI. Marksteine gesetzt.
Es muss bezweifelt werden, dass er gehört wurde“, heißt es im Leitartikel. Außerdem
lobt das Blatt, dass dem Papst das ehrenamtliche Engagement von Kindern eine Würdigung
wert war und dass er sich mächtig für den freien Sonntag einsetzt. Sehr Freundliches
schreibt abermals die „Kronen Zeitung“. Das Massenblatt zitiert Pigler mit den Worten
„Er wird uns immer nahe sein“ und „Benvenuto, Papa, in Heiligenkreuz“. Fast wehmütiger
Aufmacher: „Zum Abschied ein Vergelts Gott“. Auch die zweite Boulevardzeitung des
Landes, „Österreich“, setzt ganz aufs Gemüt: „Papst eroberte Herzen im Sturm – Zehntausende
feierten mit ihm“. Sachlicher die Schlagzeilen im vielgelesenen „Kurier“. „Die
Kirche hofft auf Aufwind“. Im Blattinneren lässt der Kurier unter der Schlagzeile
„Viele Besucher wünschten sich eine stärkere Öffnung der Kirche“ Vertreter des öffentlichen
Lebens und Gläubige zu Wort kommen. Die „Aufforderung zum mutigen Nachdenken“ sieht
Leitartikler Alfred Payrleitner als wichtigste Botschaft des Papstes in Österreich.