Papst Benedikt XVI.
hat in Mariazell für eine „tiefgreifende Erneuerung des Glaubens und Lebens“ in Österreich
gebetet. Priester und Ordensleute rief er in einem Abendgottesdienst in der Wallfahrtsbasilika
zur Treue zu ihren Gelübden auf. Pater Max Cappabianca OP berichtet: „Lasst
euer Licht hineinleuchten in unsere Gesellschaft, in die Politik, in die Welt der
Wirtschaft, in die Welt der Kultur und der Forschung. Wenn es auch nur ein kleines
Licht sein mag inmitten vieler Irrlichter, so bekommt es seine Kraft und seinen Glanz
doch von dem großen Morgenstern, dem auferstandenen Christus, dessen Licht leuchtet,
durch uns leuchten will, und nicht untergehen wird.“ Mit eindringlichen Worten
mahnte Benedikt XVI. die anwesenden Priester, Seminaristen und Ordensleute zum mutigen
Zeugnis. Sie sollten gegen versteckte und offene Ungerechtigkeit sowie gegen eine
sich ausbreitende Menschenverachtung aufstehen:
„Ihr gebt Zeugnis von einer
Hoffnung, die gegen alle stille und laute Verzweiflung hinweist auf die Treue und
Zuwendung Gottes. Damit steht ihr auf der Seite aller, deren Rücken gekrümmt ist durch
drückende Schicksale und die von ihren Lastkörben nicht loskommen.“
Nachdrücklich
erinnerte Benedikt XVI. die Männer und Frauen an ihr bei der Weihe gegebenen Versprechen
der Armut, der ehelosen Keuschheit und des Gehorsams: „Wer Christus radikal
nachfolgen will, muß auf materielle Habe verzichten. Aber er muß diese Armut von Christus
her leben, als inwendiges Freiwerden für Gott und für den Nächsten.“
Die
Frage der Armut und der Armen müsse für alle Christen, besonders aber für die Priester
und Ordensleute immer wieder Inhalt einer ernsten Gewissenserforschung sein:
„Gerade
in unserer Situation, denke ich, wo es uns nicht schlecht geht, wo wir nicht arm sind,
müssen wir darüber besonders nachdenken, wie wir diesen Ruf ehrlich leben können.
Und ich möchte Ihnen Eure, unsere, meine Gewissenserforschung anempfehlen.“ Die
frei gewählte Ehelosigkeit nannte der Papst ein Zeichen uneigennütziger Liebe inmitten
eines „Kultes der Individualität“, von Gier, Egoismus, Nicht-Warten-Können und Konsumhunger.
Das Gehorsamsgelübde habe nichts zu tun mit Fremdbestimmung und Selbstverlust,
sondern es sei als Hingabe an den Willen Gottes der Weg zu einer tiefen Identität
und inneren Freiheit. Konkret gegenwärtig sei Jesus Christus nur in seinem Leib, der
Kirche. Darum müsse Gehorsam gegen Gottes Willen, Gehorsam zu Jesus Christus ganz
konkret und praktisch demütig-kirchlicher Gehorsam sein. Die anwesenden Geistlichen,
Priesteramtskandidaten, Ordensfrauen und -männer empfahl Benedikt schließlich dem
Schutz der Gottesmutter von Mariazell an. (rv 08.09.2007 mc)