2007-09-08 17:08:37

Sagen Sie mal, Herr Dombaumeister...


In der Wiener Kathedrale St. Stephan feiert Papst Benedikt morgen den Gottesdienst. Er wird der Erhaltung des Sonntags gewidmet sein; Vertreter aus Kirche und Gesellschaft, die gemeinsam die „Allianz für den Sonntag“ bilden, werden anwesend sein. Für den feierlichen Gottesdienst in Österreichs größter Kirche sind seit Wochen sind die Vorbereitungsarbeiten im Gang, erklärt Dombaumeister Wolfgang Zehetner im Gespräch mit Gudrun Sailer.

"Wir haben in Wien das Glück, eine fixe Dombauhütte mit 20 ständigen Mitarbeitern zu haben, die ständig an der Erhaltung des Domes werken. Unser Programm für heuer haben wir umgestellt, damit wir z.B. die Westfassade, wo der Papst einziehen wird, frei vom Gerüst halten können, obwohl wir dort schon ein Projekt vorgehabt haben, und wir werden dann erst nach dem Papsdtbesuch intensiv beginnen zu arbeiten."

In den letzten Tagen assistierten Zehetners Mitarbeiter dem Fernsehen, das für seine Kameras „Papstlicht“ wie im Petersdom brauchte.

"Im Inneren haben wir die Koordination mit dem Fernsehen, die hier mit gewaltigen Scheinwerferbatterien unheimlich viel Licht installiert haben, was immer mit Gefahren für die Denkmäler verbunden ist; wenn intensiv gearbeitet wird, muss man Acht geben, dass da nichts kaputt geht, das Licht ist sogar in manchen Bereichen, z.B. für den Neustädter Altar gefährlich, weil die intensive Lichtbestrahlung die Pigmente der 600 Jahre alten Farben dort einfach stresst…"

Noch weitaus kräftigere Scheinwerfer werden außen am Stephansdom erstrahlen. Sie bauen quasi den fehlenden Nordturm der Kathedrale aus Licht nach. Dombaumeister Zehetner:

"Ich werde sehr oft angesprochen auf die Möglichkeit, den zweiten Turm fertig zu bauen. Ich als Architekt - und ich stehe hier auch in einer fundierten Tradition mit vielen Fachleuten - bin der Meinung, dass diese Asymmetrie des Stephansdomes etwas ganz Besonders ist, etwas Positives. Dieser eine Turm hat außerdem die Funktion, die Mitte der Stadt zu definieren. Das ist er. Die Stadt Wien hat sich seit Jahrhunderten in konzentrischen Kreisen rund um diesen Turm und in radialen Straßen angeordnet, und dafür ist ein Turm als Zentrumspunkt, der dann auch extrem hoch - ich glaube, es gibt keinen anderen Dom der Welt, wo das Verhältnis von Höhe des Turmes zu Höhe und Länge und Breite des Baues so extrem zugunsten des Turmes ist wie beim Stephansdom - da ist dieser eine Turm markanter, als es ein Paar wäre."

Der Stephansdom ist normalerweise jeden Abend bis 22 Uhr geöffnet. Zeit, die auch die Domarbeiter nutzen, um die allerletzten Handgriffe zu tun. Ob man da dazu neigt, vor Arbeit den Sinn zu vergessen, vor lauter Bäumen den Wald nicht zu sehen?

"Ich sehe es nicht direkt so, denn es ist uns schon klar, dass wir ständig Arbeit haben und dass vor uns schon Generationen gearbeitet haben - und wir hoffen, dass das auch so weitergehen wird. Wir sind uns schon bewusst, dass gerade so ein Festraum wie ein Dom dafür geschaffen ist, besondere Ereignisse hier abhalten zu können, und insofern ist ein Papstbesuch schon ein Höhepunkt, wofür auch solche Kathedralen geschaffen sind."

(rv)








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