In der Wiener Kathedrale St. Stephan feiert Papst Benedikt morgen den Gottesdienst.
Er wird der Erhaltung des Sonntags gewidmet sein; Vertreter aus Kirche und Gesellschaft,
die gemeinsam die „Allianz für den Sonntag“ bilden, werden anwesend sein. Für den
feierlichen Gottesdienst in Österreichs größter Kirche sind seit Wochen sind die Vorbereitungsarbeiten
im Gang, erklärt Dombaumeister Wolfgang Zehetner im Gespräch mit Gudrun Sailer.
"Wir
haben in Wien das Glück, eine fixe Dombauhütte mit 20 ständigen Mitarbeitern zu haben,
die ständig an der Erhaltung des Domes werken. Unser Programm für heuer haben wir
umgestellt, damit wir z.B. die Westfassade, wo der Papst einziehen wird, frei vom
Gerüst halten können, obwohl wir dort schon ein Projekt vorgehabt haben, und wir werden
dann erst nach dem Papsdtbesuch intensiv beginnen zu arbeiten."
In den letzten
Tagen assistierten Zehetners Mitarbeiter dem Fernsehen, das für seine Kameras „Papstlicht“
wie im Petersdom brauchte.
"Im Inneren haben wir die Koordination mit dem
Fernsehen, die hier mit gewaltigen Scheinwerferbatterien unheimlich viel Licht installiert
haben, was immer mit Gefahren für die Denkmäler verbunden ist; wenn intensiv gearbeitet
wird, muss man Acht geben, dass da nichts kaputt geht, das Licht ist sogar in manchen
Bereichen, z.B. für den Neustädter Altar gefährlich, weil die intensive Lichtbestrahlung
die Pigmente der 600 Jahre alten Farben dort einfach stresst…"
Noch weitaus
kräftigere Scheinwerfer werden außen am Stephansdom erstrahlen. Sie bauen quasi den
fehlenden Nordturm der Kathedrale aus Licht nach. Dombaumeister Zehetner:
"Ich
werde sehr oft angesprochen auf die Möglichkeit, den zweiten Turm fertig zu bauen.
Ich als Architekt - und ich stehe hier auch in einer fundierten Tradition mit vielen
Fachleuten - bin der Meinung, dass diese Asymmetrie des Stephansdomes etwas ganz Besonders
ist, etwas Positives. Dieser eine Turm hat außerdem die Funktion, die Mitte der Stadt
zu definieren. Das ist er. Die Stadt Wien hat sich seit Jahrhunderten in konzentrischen
Kreisen rund um diesen Turm und in radialen Straßen angeordnet, und dafür ist ein
Turm als Zentrumspunkt, der dann auch extrem hoch - ich glaube, es gibt keinen anderen
Dom der Welt, wo das Verhältnis von Höhe des Turmes zu Höhe und Länge und Breite des
Baues so extrem zugunsten des Turmes ist wie beim Stephansdom - da ist dieser eine
Turm markanter, als es ein Paar wäre."
Der Stephansdom ist normalerweise jeden
Abend bis 22 Uhr geöffnet. Zeit, die auch die Domarbeiter nutzen, um die allerletzten
Handgriffe zu tun. Ob man da dazu neigt, vor Arbeit den Sinn zu vergessen, vor lauter
Bäumen den Wald nicht zu sehen?
"Ich sehe es nicht direkt so, denn es ist
uns schon klar, dass wir ständig Arbeit haben und dass vor uns schon Generationen
gearbeitet haben - und wir hoffen, dass das auch so weitergehen wird. Wir sind uns
schon bewusst, dass gerade so ein Festraum wie ein Dom dafür geschaffen ist, besondere
Ereignisse hier abhalten zu können, und insofern ist ein Papstbesuch schon ein Höhepunkt,
wofür auch solche Kathedralen geschaffen sind."