Die meisten Schlagzeilen hat in
Österreichs Tageszeitungen die Äußerung des Papstes zur Abtreibung gemacht. Standard,
Salzburger Nachrichten und Kurier sprechen darüber auf der Titelseite. Einzig das
Massenblatt Kronenzeitung widmet ihre Hauptschlagzeile nicht dem Papstbesuch und zeigt
bloß ein großes Foto, auf dem der Papst sich ins Goldene Buch der Stadt Wien einträgt,
während Sekretär Gänswein ihm die Brille reicht. Die Bildberichte im Inneren der Kronenzeitung
– des meistgelesenen Blattes in Österreich – verzichten auf kritische Töne und zitieren
stattdessen die anerkennenden Worte des Papstes zur überwundenen Kirchenkrise im Land.
Auch Benedikts stilles Gedenken für die 70.000 österreichischen Opfer der Shoah findet
breiten Raum. Der liberale „Standard“ bringt unter einem Foto, das die Verbeugung
des Papstes vor dem Holocaust-Mahnmal zeigt, eine Schlagzeile zum Thema Lebensschutz
und betont, dass Benedikt die Kirchenkrise in Österreich für überwunden hält. Das
Thema „Europa“ kommt nur kurz in einer Zusammenfassung der Rede vor Politikern und
Diplomaten vor. Ein knapper Zweispalter berichtete über die spärliche Teilnahme von
Demonstranten an Anti-Papst-Kundgebungen. Der viel gelesene „Kurier“ titelt „Kinder
sind keine Krankheit“ und resümiert: „Scharfe Kritik des Papstes an Abtreibung“. Das
Blattinnere zitiert „einen Vatikansprecher“ mit der Aussage, der Papst habe lediglich
daran erinnert, dass die österreichischen Gesetze die Abtreibung als Unrecht qualifizieren.
Sehr viel Platz widmete der „Kurier“ – so wie die meisten anderen Zeitungen – dem
höchst unwirtlichen Wetter, gegen das die Pilger anzukämpfen hatte. Die neue Boulevardzeitung
„Österreich“ macht gar mit dem Titel „Papst in der Sintflut“ auf und vermeidet weitgehend
Inhalte. Die liberalkonservative „Presse“ zitiert auf der ersten Seite den Papst
mit dem Aufruf „Europa muss Führung übernehmen“ und fasst präzise die Rede an Politiker
und Diplomaten zusammen. (rv 08.09.2007 gs)