2007-09-08 16:26:21

Papst in Mariazell - ein Gespräch mit unserer Korrespondentin Gudrun Sailer.


RealAudioMP3 Was werden die Menschen von der Mariazeller Pilgerfahrt mit Papst Benedikt mit nach Hause nehmen?
Dass es ein großes, berührendes Ereignis war. Der Papst ist als Pilger unter Pilgern gekommen, zwar nicht zu Fuß, und auch nicht wie vorgesehen im Hubschrauber, für den es zu windig war, sondern im Auto. Zwei Stunden Fahrt ins Gebirge von Wien aus, das muss eine strapaziöse Sache gewesen sein. Die Mariazeller Gnadenmutter ist dann von ihrem Platz in der Basilika nach draußen getragen worden, sie ist ja nicht hoch, manche waren bestimmt überrascht davon, wie klein und zart sie ist – nicht größer als ein neugeborenes Kind. Ich denke auch, dass die Predigt des Papstes viele berührt hat. Ein großer Wurf, wunderschön. „Es reicht nicht aus, irgendwie so zu sein und zu denken wie alle anderen“, hat der Papst den Gläubigen gesagt. „Unser Leben ist weiter angelegt. Wir brauchen Gott, der uns sein Herz geöffnet hat“. Schwimmt gegen den Strom, lasst euch anrühren von der Freundschaft Gottes, der euch das „Du“ angeboten hat. Das Christentum ist mehr als ein
Moralsystem, eine Serie von Forderungen. Es ist ein Geschenk, und als Christen müssen wir dieses Geschenk weiterschenken.


Hatten denn auch die Pilger aus angrenzenden Ländern etwas von dieser Feier?


Natürlich war es ein Wermutstropfen – aber natürlich bei internationalen Papstmessen nicht zu vermeiden - , dass die rund 5.000 nicht-deutschsprachige Pilger in Mariazell diese Predigt nicht im Wortlaut verstehen konnten. Aber die Liturgie war an sich vielsprachig, etwa bei den Lesungen und den Fürbitten, wo die wichtigsten mittel- und osteuropäischen Sprachen zu hören waren, inklusive Roman, die Sprache der Roma und Sinti. Alles in allem ein europäisches Fest des Glaubens, in freudiger Stimmung.


Trotz des Regens…?


Trotz des Regens. Manche Lektoren bzw. Sänger haben allerdings, um ihre guten Anzüge zu schonen, einen durchsichtigen Regenschutz übergeworfen. Die Pilger waren überhaupt überwiegend in gelb, diese Farbe hatte die Plastikplane, die im Pilgerpaket mit dabei war. Der Papst war natürlich nicht in der Regenhaut unterwegs – hat er aber auch nicht gebraucht. Dazu gibt es ja eine schützende Architektur.


Papst Benedikt hat besonders Laien dazu ermutigt, den Glauben hinauszutragen. Welche Bedeutung hat diese Geste?


Österreich hat 30.000 neu gewählte Pfarrgemeinderäte. Also Laien, die verantwortungsvolle Aufgaben an ihren Pfarreien haben. Das Pfarrleben würde ohne sie ganz einfach nicht existieren. Im Februar waren einige von ihnen in Rom, um Benedikt vier Bände einer so genannten „Neuen Apostelgeschichte“ zu übergeben. Da haben Pfarrgemeinderäte aus allen Bistümern zusammengeschrieben, auf welche Weise sie die Frohe Botschaft verkünden, oft ganz konkret, im Sinn eines Dienstes mehr als im Sinn eines Amtes. Und beim Mariazeller Gottesdienst haben die Pfarrgemeinderäte nun ein regelrechtes Mandat vom Papst erhalten. „Schreibt die Apostelgeschichte mit eurem Leben weiter!“, hat er ihnen zugerufen. Eine einzigartige Ermunterung, den Glauben im Alltag zu leben und – ganz im Sinn von Mariazell – Christus zu zeigen, im Großen wie im Kleinen.


Bei der Rede Papst Benedikts Freitag Abend vor Politikern und Diplomaten ist die Passage über die Abtreibung viel aufgegriffen worden. Was hat denn der Papst da genau gesagt?


Die Stelle war tatsächlich etwas umständlich formuliert. Es ist so, dass in Österreich die Abtreibung ein Delikt ist, aber in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten straffrei bleibt. Der Papst hat sich auf diese gesetzliche Definition bezogen: Abtreibung ist ein Unrecht. Und der Papst möchte nun, dass das im Gesetzestext auch so erhalten bleibt: Abtreibung ist ein Unrecht. Er hat aber nicht verlangt, dass Österreich sein Abtreibungsgesetz ändert.


Was steht am Sonntag für den Papst auf dem Programm?


Die Sonntagsmesse…! Auch hier wieder eine Ermutigung an die Laien. In Österreich gibt es die „Allianz für den Sonntag“, getragen im wesentlichen von Laien. An sie wird sich der Papst beim Gottesdienst im Stephansdom wenden. Am Nachmittag steht dann der Besuch im Stift Heiligenkreuz auf dem Programm, bei den Zisterziensermönchen. Als Kardinal war Joseph Ratzinger dort öfter zu Gast, mit dem Abt und auch einzelnen Mönchen verbindet ihn eine Freundschaft. Außerdem liegt Heiligenkreuz an der Pilgerstraße nach Mariazell. Es wird ein stellvertretender Besuch bei allen 300 Klöstern Österreichs sein.










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