Papst Benedikt XVI. hat einen neuen Kulturminister, Gianfranco Ravasi. Kardinal Paul
Poupard hat aus Altersgründen sein Amt niedergelegt. Der neue Präsident des Päpstlichen
Kulturrates Gianfranco Ravasi war bisher Präfekt der Bibliothek Ambrosiana von Mailand.
Mit seinem neuen Amt als Kulturminister wurde er gleichzeitig auch zum Erzbischof
und Leiter der Päpstlichen Kommission für die Kulturgüter der Kirche, mit Hauptsitz
in Villamagna. „Diese Ernennung hat mich überrascht, besonders, weil es sich
um einen radikalen Umschwung in meinem Leben handelt. Ich habe jedoch den größten
Teil meines Daseins im kulturellen Bereich verbracht, in der Welt des Dialoges, der
Kunst und der Literatur. Es handelt sich zwar um eine viel größere Erfahrung, als
die, die ich bisher erleben durfte, aber anderseits wird es eine Umgebung sein, in
der ich mich nicht völlig verloren, fehl am Platz oder voller Zweifel fühlen werde." Der
neue Kulturminister des Vatikans Gianfranco Ravasi ist über Italien hinaus für seine
intelligenten und sensiblen Interpretationen der Heiligen Schrift bekannt. Er wird
für seine Fähigkeit, dem heutigen Menschen die christlichen Werte nahe zu bringen
geschätzt. 2007 verfasste er auf Bitten des Papstes den Kreuzweg. Trotz seines beeindruckenden
Lebenslaufs gibt sich Ravasi bescheiden. „Ich komme von außen und muss voller
Demut erst beginnen, eine so große und komplexe Struktur kennen zu lernen, die schon
eine tiefe Kultur besitzt. Der Päpstliche Rat hat dieses Jahr 25 Jahre seines Bestehens
gefeiert. Ich muss daher alles besonders aufmerksam studieren, alle Vorgehensweisen
kennen, alle Aktivitäten, so dass wir dann gemeinsam meinen neuen Weg beschreiten
können. Der erste Schritt wird also - wie in allen Dingen - sein: Erst kennen lernen
- dann handeln." Erzbischof Ravasi tritt in die Fußstapfen des französischen
Kardinals Paul Poupard. Er stand lange Jahre an der Spitze des Päpstlichen Kulturrates.
„Es ist schwierig eine Bilanz zu ziehen. Das Entscheidende ist wohl, dass in der
Kirche jetzt klarer gesehen wird, worum es geht und was auf dem Spiel steht. Im Aufeinandertreffen
von Kirche und den Kulturen entscheidet sich die Zukunft der Kirche und der Welt.
Das ist sehr wichtig. Und: Evangelisierung der Kulturen und Inkulturation des Evangeliums,
das gehört zusammen." Um einen Dialog zwischen den Kulturen und den Religionen
führen zu können müssten gewisse Wertvorstellungen geteilt werden, so Poupard weiter.
Auch der neue Kulturminister des Papstes hat sich über die kulturellen Herausforderungen
der Religionen Gedanken gemacht. „Das erste Element, in einer so wagen und unsicheren
Welt, ist es Mittel zu finden, um die Wurzeln wiederzuentdecken, die uns auf irgendeine
Weise ernähren können. Eine andere Sache ist es sicherlich die Oberflächlichkeit,
die Banalität zu überwinden… Man kann sogar eine Art tiefgründigen Funken wiederfinden,
eine Art ausgesäter Keim, der noch wachsen muss. Und das ist eine Herausforderung
des Dialogs mit dieser Welt.“ Einen Dialog in unserer Gesellschaft führen aber
auch das Evangelium und die Kultur miteinander, so Gianfranco Ravasi. „Das Evangelium
und die Kultur sind ein Binom, das ineinander verflochten sein muss, das sich kreuzt.
Nicht nur weil das Evangelium sich mit überkreuzenden Sprachen ausdrücken können muss,
sondern andererseits muss es auch so groß sein eine Spur zu hinterlassen. Es muss
nicht nur sich selbst ausdrücken, sondern sein Ausdruck sollte auch ein lebendes Prinzip
werden, ein Prinzip der Empfängnis.“ (rv 05.09.2007 ap/sk/ms)