Der scheidende "Kulturminister"
des Papstes, Kardinal Paul Poupard, drängt die Kirche, im Gespräch mit der Moderne
nicht müde zu werden. Gegenüber Radio Vatikan meinte der Franzose, der lange Jahre
an der Spitze des Päpstlichen Kulturrates stand: „Es ist schwierig, eine Bilanz
zu ziehen. Das Entscheidende ist wohl, dass in der Kirche jetzt klarer gesehen wird,
worum es geht und was auf dem Spiel steht. Im Aufeinandertreffen von Kirche und den
Kulturen entscheidet sich die Zukunft der Kirche und der Welt. Das ist sehr wichtig.
Und: Evangelisierung der Kulturen und Inkulturation des Evangeliums, das gehört zusammen. Es
hat in diesen Jahren vor allem ein kulturelles Erwachen der traditionellen afrikanischen
Kulturen, der kulturellen Traditionen Asiens und der lateinamerikanischen Kultur gegeben.
Was hingegen den Westen betrifft, stellen wir eine fortschreitende Säkularisierung
fest und einen Gebietsverlust der christlichen Kultur. Die Kirche muß also mehr tun,
um den Katholiken und den Christen Sinn und Stolz für die eigene Kultur einzuflößen." Zum
Gespräch der Kulturen und der Religionen meint Kardinal Poupard: „Ich war von Anfang
an der Meinung, dass man keinen Dialog führen kann, wenn man nicht auf beiden Seiten
gewisse Wertvorstellungen teilt. Wir brauchen gemeinsame Werte - und damit auch eine
gemeinsame Sprache und ein gemeinsames Ideal, sonst wird jeder Dialog zum Monolog.“ Papst
Benedikt XVI. hat gestern Gianfranco Ravasi zum neuen Präsidenten des Päpstlichen
Kulturrates ernannt. Der bisherige Präfekt der Bibliothek Ambrosiana von Mailand wurde
gleichzeitig Erzbischof und Leiter der Päpstlichen Kommission für die Kulturgüter
der Kirche, mit Hauptsitz in Villamagna.