In Venedig läuft derzeit
das traditionsreiche Filmfestival. Ein amerikanischer Film sorgt für Diskussionen,
in dem herbe Selbstkritik an der militärischen Präsenz im Irak geübt wird. „Redacted“
heißt der Beitrag von Hollywood-Regisseur Brain De Palma („Mission: Impossible“).
Es geht um die Vergewaltigung und Ermordung eines 14-jährigen Mädchens durch US-Soldaten
im Irak. Der Film geht unter die Haut, sagt Rosario Tronnolone, Filmexperte unserer
italienischen Redaktion: „Das Publikum hat sehr betroffen reagiert, denn die Bilder
sind derart gewalttätig und stark, dass viele sogar vor dem Abspann den Kinosaal verlassen
haben. Die Kritiker bewerten den Film einmütig positiv. De Palma ist ja ein großer
Meister in der Behandlung des Sujets. Manche haben vielleicht in etwas banaler Weise
kritisiert, dass Amerika sozusagen zugleich ,aufbaut und niederreißt’, im Sinne von
‚Erst fangen sie einen Krieg an und dann machen sie Filme darüber’. Aber vielleicht
ist diese Sichtweise doch etwas oberflächlich, und es zeigt vielleicht auch, dass
wir zu wenig von Amerika wissen. Wir haben den Eindruck, dass das Land einförmig sei,
das ist offensichtlich nicht richtig.“ Die öffentliche Meinung könne durch
einen solchen Film durchaus verändert werden, meint Tronnolone. Allerdings bringe
der Film auch zum Nachdenken über die Medienwirklichkeit: „Sein Kunstgriff, fiktive
,Wirklichkeitselemente’ einzubauen, wie zum Beispiele kleine Videosequenzen aus dem
Internetportal Youtube oder Ähnliches, die dem ganzen die Anmutung des Dokumentarischen
verleihen, ist nicht nur etwas, was den Krieg betrifft, sondern stellt auch überhaupt
die Frage, wie Medien gebraucht werden, wie Manipulation geschieht und Realität konstruiert
wird. Das ist meines Erachtens ein nicht unwichtiger Aspekt dieses Films, der nicht
nur die amerikanische Gesellschaft betrifft, sondern auch die Gesellschaften auf der
ganzen Welt.“ Der Film sei ein Pamphlet gegen die Weiterführung eines offensichtlich
sinnlosen Krieges. „Das Motiv für Brian De Palma diesen Film zu drehen war, das
amerikanische Publikum zum Nachdenken zu bringen über diesen Krieg, und zwar durch
Bilder, die eben nicht ,gesäubert’ sind wie im Fernsehen und damit irgendwie wie in
die Ferne gerückt erscheinen. Er ist davon überzeugt, dass die Kraft der Bilder die
Gewissen bewegen kann und vielleicht auch den Krieg beenden.“ (rv 01.09.2007
mc)