Papst Benedikt XVI.
ist am Nachmittag nach Loreto aufgebrochen. In der Nähe des Marienheiligtums wird
er dort heute Abend Jugendlichen begegnen und morgen die Eucharistie feiern. Birgit
Pottler berichtet:
Aus ganz Italien sind Jugendliche gekommen, von den
Inseln, aber auch aus Polen, aus Deutschland und Australien. 300.000 und mehr haben
sich in Loreto versammelt. In den vergangenen Tagen waren sie zu Gast in Familien
und Gemeinden in 32 Diözesen Mittelitaliens. „Es ist einfach schön, mit so vielen
das gleiche Anliegen zu haben. – Wir wollen Jesus Christus begegnen. – Wir wollen
unser Leben verändern. – Ich hoffe, dass der Papst mir in meiner Berufung helfen kann,
aber auch, dass er uns Gründe nennen kann für all diese Schwierigkeiten in der Welt.“ Das
Jugendtreffen in Loreto ist der abschließende Höhepunkt des ersten Jahres der so genannten
„Agora“. Ein auf drei Jahre angelegtes Projekt der Jugendpastoral zur Vor- und Nachbereitung
des Weltjugendtags in Sydney im nächsten Sommer. Der Generalsekretär der italienischen
Bischofskonferenz, Giuseppe Betori erklärt: „Wir haben diesen Weg ,Agora der jungen
Italiener“ genannt, denn das soll eben der Ort sein, an dem wir den Jugendlichen begegnen,
und an dem wir den Jugendlichen die Möglichkeit geben, der Kirche und ihren Zeitgenossen
zu begegnen – in einer Gesellschaft, die in ihrer Brüchigkeit die zwischenmenschlichen
Begegnungen heute oft schwer macht.“ Die Ortskirchen Italiens arbeiten zusammen,
begreifen diesen Weg der Agora als Teil ihres erzieherischen Auftrags. Ein Problemfeld,
das die italienischen Oberhirten in jüngster Zeit immer wieder aufgegriffen hatten. Loreto
stehe unter dem Stichwort „Zuhören“, so der Generalsekretär der Bischofskonferenz.
Der Papst lausche den Fragen der Jugendlichen, und sie hörten die Worte des Papstes.
„Ein Dialog also zwischen dem Drängen, den Bedürfnissen der jungen Leute und dem
Angebot des Evangeliums, so wie der Papst es in seinem Dienst neu zum Ausdruck bringt.“
Benedikt habe darüber hinaus eine besondere Art, sich der Jugend und ihrer Lebenswelt
zu widmen. Dazu die Jugendlichen selbst: „Der Papst hilft uns, uns nicht wie kleine
einzelne Punkte zu fühlen, sondern als Einheit. Ja, er ist wie ein Vater für alle.
Wir sind viele Jugendliche hier, darin fühlen wir uns eins. Der Papst ist wie ein
Licht, das uns führt.“ Die Agora hat ihre Zelte in Loreto aufgeschlagen – kein
Ort wie jeder andere. Die Kapelle am größten Marienwallfahrtsort Italiens wird der
Legende nach als „Haus Marias“ verehrt. Engel sollen es aus dem Heiligen Land zunächst
an die illyrische Küste und 1294 auf den Hügel von Loreto getragen haben. Die schönste
Hoffnung, so Bertori, sei schließlich, dass die Jugendlichen in diesen Tagen die Kirche
als Haus erfahren könne, als gastfreundliches, als einladendes Haus. „Das Haus
von Nazareth zeigte sich einladend für den Sohn Gottes, der Mensch geworden ist. Wir
wollen, dass in diesen Tagen alle Jugendliche erfahren können, dass die Kirche auch
heute ein offenes Haus ist für ihre Bedürfnisse, ihre Probleme und ihre Erwartungen.“ Loreto
gilt als italienischer Startschuss für den Weltjugendtag in Sydney im Juli 2008. 18
Jugendliche aus Sydney sind seit einer Woche in italienischen Diözesen unterwegs.
Sie machen Werbung für den Weltjugendtag in Downunder, erzählt Luciana. Vor allem
wollen sie aber „mit Händen greifen“, wie italienische Jugendliche ihren Glauben leben.
„Die Energie und der Enthusiasmus sind riesengroß, und wir rufen die Italiener
dazu auf, dies nach Australien zu tragen und dort zu bezeugen. Für einen australischen
Jugendlichen ist es schwieriger, den Glauben zu leben, denn die Kirche ist keine so
selbstverständliche Einrichtung wie hier in Italien. Sich auf einen Platz stellen
und ein Marienlied singen – das geht nicht. Dazu braucht es Mut und das Einverständnis
der Gemeinschaft. Schließlich muss man auch die anderen Religionen und Glaubensgemeinschaften
respektieren.“ Doch Luciana ist selbstbewusst und australische Jugendliche könnten
umgekehrt den Europäern, den Italienern im Besonderen etwas zeigen: „die Kraft
zu kämpfen – für die Freiheit, ihren Glauben zu bekennen und zu zeigen“. In
Loreto werden außerdem alle gemeinsam ihren Glauben feiern. Nach der Begegnung mit
dem Papst gibt es eine Gebetsnacht und Musik, Tanz und Open Air. (rv 01.09.2007
bp)