Brasilien: Kirche begrüßt Groß-Prozess um Regierungskorruption
Die katholische Kirche wertet den bislang größten Prozess um Regierungskorruption
in der Geschichte des Landes als positives Zeichen der Hoffnung. Im Kampf gegen ausufernde
Bestechung sei dies wie „ein Licht am Ende des Tunnels“, erklärte Primas Kardinal
Geraldo Majella Agnelo gestern zur Anklageerhebung gegen etliche Politiker. Nun stehe
Brasiliens Glaubwürdigkeit auf dem Spiel. Es müsse verhindert werden, dass der Prozess
verjähre. Vor dem Obersten Gericht in Brasilia müssen sich derzeit etwa 40 Angeklagte
unter anderem wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung sowie Bestechung verantworten.
Zu den Beschuldigten zählen Mitglieder der Führungsspitze der Arbeiterpartei aus der
ersten Regierungszeit von Staatspräsident Luis Inacio Lula da Silva, darunter drei
damalige Minister. Angeklagt ist auch Lulas früherer Kabinettschef Jose Dirceu. Der
Präsident hatte wiederholt erklärt, von den Machenschaften engster Mitarbeiter nichts
gewusst zu haben. Brasilianische Medien bewerten den Prozess als historisch. Nie
zuvor wurden so viele mit politischer Macht ausgestattete Persönlichkeiten gleichzeitig
angeklagt. Ihnen wird vorgeworfen, mit hohen Summen aus öffentlichen und privaten
Quellen regelmäßig Politiker und Parteien bestochen zu haben, um Mehrheiten im Nationalkongress
und damit die Regierungsmacht zu sichern. (kna 01.09.2007 mc)