Österreich bekommt einen neuen Seligen. Der Wehrdienstverweigerer und Märtyrer Franz
Jägerstätter wird am 26. Oktober, dem österreichischen Nationalfeiertag, im Linzer
Dom selig gesprochen. Abgesehen von sehr vereinzelten kritischen Äußerungen zur Seligsprechung
eines Märtyrers der Nazidiktatur beobachtet Diözesanbischof Ludwig Schwarz „im
ganzen Land eine freudige Stimmung im Hinblick auf dieses Fest.“ Dieser Tage
hat Schwarz mit den verantwortlichen Stellen im Vatikan die letzten Einzelheiten für
den 26. Oktober besprochen, so etwa die Lieder und Gebete beim feierlichen Gottesdienst.
Im Gespräch mit Radio Vatikan würdigt der Bischof die zeitlose Botschaft, die Jägerstätter
mit seinem Verhalten den Katholiken von heute übermittelt. „Bei Franz Jägerstätter
geht es um eine Gewissensentscheidung nach dem Evangelium und den Geboten Gottes,
die beispielhaft und zeitlos gültig ist. Er hatte den Mut, damals bei diesem menschenverachtenden
nationalsozialistischen Regime ,Nein’ zu sagen zur Einberufung mit der Waffe, weil
er gesagt hat, das sind ungerechte Kriege, da werden unschuldige Menschen getötet,
da kann er nicht mitmachen. Obwohl er wusste, welche Konsequenzen das hat, hat er
sich nach seinem Gewissen entschieden, und das bedeutete dann Gefängnis, Transport
nach Berlin, Prozess und Hinrichtung durch Enthauptung.“ Das Verfahren zur
Seligsprechung Franz Jägerstätters war verhältnismäßig kurz: Die Diözese Linz hatte
es vor zehn Jahren aufgenommen. Im Juni 2007 bestätigte der Vatikan offiziell das
Martyrium des oberösterreichischen Bauern, den die Nationalsozialisten 1943 in Brandenburg
an der Havel hinrichteten. Die Seligsprechung wird in Vertretung des Papstes Kardinal
José Saraiva Martins vornehmen, der Präfekt der zuständigen vatikanischen Kongregation. (rv
31.08.2007 gs)