Die Verhandlungen
über den zukünftigen Status des Kosovo gehen in eine neue Phase: Heute haben sich
die Delegationen Serbiens und der Kosovo-Albaner getrennt voneinander mit der Kosovo-Troika
USA-Russland-EU getroffen. Diese soll eine Lösung für die Zukunft der derzeit von
der UNO verwalteten südserbischen Provinz finden. DieAusgangslage ist jedoch heikel:
Serbien bietet eine weitgehende Autonomie des Kosovo an, lehnt aber eine Unabhängigkeit
ab. Für die Kosovo-Albaner ist die Unabhängigkeit bereits beschlossene Sache. Wir
haben mit dem Jesuitenpater Walter Happel SJ, Gründungsdirektor des Loyola-Gymnasium
in Prizren gesprochen und ihn gefragt, wie denn die Christen in der südserbischen
Provinz die Forderung nach Unabhängigkeit sehen?
"Die katholischen Christen,
die insgesamt zwischen zwei und drei Prozent der albanischen Bevölkerung ausmachen,
leben mit ihren muslimischen, albanischen Mitbürgern zusammen und die Katholiken sind
sicher zusammen mit ihren muslimischen Mitbürgern in dem Bestreben nach Unabhängigkeit
des Kosovo ein Herz und eine Seele."
Was die jetzige Verhandlungsrunde
angeht, ist der Jesuit mit einer Einschätzung zurückhaltend. Auf die Frage, ob eine
eventuelle Teilung des Kosovo Vorteile für die christlichen Gemeinden hätte, sagt
Pater Happel:
"Die Christen sind eine Minderheit hier im Lande, sie sind
in vielen Bereichen wohl auch etwas an den Rand gedrängt. Ein großer Teil der Katholiken
lebt in den Dörfern, aber eine Teilung des Kosovo oder eine Unabhängigkeit hat für
die Christen keine besondere Bedeutung oder würde nichts an der Situation ändern."
Also
keinerlei Befürchtungen von Seiten muslimischer Mitbürger im Fall einer eventuellen
Unabhängigkeit der Provinz?
"Die orthodoxen Christen hätten etwas zu befürchten,
weil sie Serben sind, aber nicht weil sie orthodox sind. Die katholischen Christen
haben mit Sicherheit nichts zu befürchten, die sind eben Albaner und für die Muslimen,
die Albaner sind, wie auch für die Katholiken, die Albaner sind, ist Nummer Eins:
Wir sind Albaner! Und das sind sie auch was die Unabhängigkeit des Kosovo angeht einer
Meinung, das gibt es Differenzen."
Angesichts der festgefahrenen politischen
Positionen gewinnt in der EU unterdessen die Idee einer Teilung des Kosovo wieder
an Bedeutung. Während manche Experten diese Variante bei Nichteinigung der Parteien
für unausweichlich halten, lehnen sowohl Belgrad als auch Pristina eine Teilung ab.
Es gibt zudem Befürchtungen, dass eine Teilung Unabhängigkeits- und Autonomiebestrebungen
in anderen Teilen des Balkan entfachen könnten. (rv 30.08.2007 ms)