Patriarch Bartholomaios
I. steht von zwei Seiten in Bedrängnis: Der türkische Staat übt seit Jahren starken
Druck auf ihn aus. Die Staatsanwaltschaft in Istanbul hat den Ökumenischen Patriarchen
von Konstantinopel vor wenigen Tagen zum Verhör einbestellt, weil er trotz eines Gerichtsurteils
an seinem traditionellen Titel festhält. Doch auch innerhalb der orthodoxen Kirche
gibt es Gegner, die vor allem von der bulgarischen Exarchie in Konstantinopel kommt.
Für Prälat Klaus Wyrwoll vom Ostkirchlichen Institut Regensburg ist die Unterdrückung
des türkischen Staates ein „unerklärbares Phänomen“:
„Ich bin mir nie darüber
klar geworden, warum eigentlich der türkische Staat so sehr dagegen ist, dass in seinem
Herrschaftsgebiet ein Mensch verantwortlich ist für alle Orthodoxen auf der ganzen
Welt. Eigentlich ist doch das Renommee des türkischen Staates gar nicht schlecht.
Deshalb verstehe ich nicht warum, die Regierung und das Oberste Gericht sagen, ´du
bist nur zuständig für die Christen – wenn überhaupt – 800 orthodoxen Griechen im
türkischen Staat.“
100 orthodoxe Bischöfe haben heute die Synode im Fanar
eröffnet. Auf dem Programm steht aber nicht nur das Verhältnis zum türkischen Staat.
Auch der Streit mit der bulgarischen Exarchie ist ein Thema.
„200 Meter
von der Kathedrale des Patriarchen Bartholomaios I. entfernt, gibt es die alte bulgarische
Kirche. Nun hat Bulgarien ein eigenes Patriarchat. In Istanbul ist aber nur ein einziger
Pfarrer. Und dieser Pfarrer hat eben in der Heiligen Liturgie seinen bulgarischen
Bischof erwähnt und nicht den Patriarchen – also sozusagen den Ortsbischof – der 200
Meter neben ihm wohnt. Daraufhin hat Bartholomaios ihn exkommuniziert. Danach sind
die Spannungen entstanden. Man kann sich nun gut vorstellen, dass eben von der Seite
gesagt wird: ´Bartholomaios, du bist der Patriarch der Griechen. Wir sind Bulgaren,
so lass uns zufrieden. Wir beten für unseren eigenen Patriarchen.“