Der evangelische Bischof Wolfgang Huber hat dem Vatikan vorgeworfen, eine „ökumenische
Blockade“ zu errichten. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland
(EKD) kritisierte am Wochenende in Hamburg erneut, dass Rom die Kirchen der Reformation
nicht als „Kirchen im eigentlichen Sinn“ ansehe. Mit Blick auf eine im Juli veröffentlichte
Erklärung der vatikanischen Glaubenskongregation sagte Huber, der dahinterstehende
Anspruch müsse zurückgewiesen werden. „Der Vatikan kann allenfalls darüber befinden,
was es bedeutet, eine Kirche im katholischen Sinn zu sein.“ Beim Rittertag des
Johanniterordens bekräftigte Huber sein Konzept einer „Ökumene der Profile“. Dabei
müsse die evangelische Seite die „unaufgebbaren theologischen Einsichten der Reformation“
vertreten. Die beiden großen Konfessionen in Deutschland könnten zwei unterschiedliche
Missionsstrategien verfolgen, die beide mit dem jeweiligen besonderen Profil verknüpft
seien, betonte der EKD-Ratsvorsitzende. Die Stärken des anderen könnten als Beitrag
zur Mission der einen christlichen Kirche verstanden werden. Wörtlich sagte Huber:
„Wir Evangelischen wollen und wünschen uns eine starke römisch-katholische Kirche,
gerade weil wir evangelisch sind und bleiben wollen.“ Zugleich zeigte er sich „gelassen“
angesichts der fortschreitenden ökumenischen Gespräche zwischen Katholiken und Orthodoxen.
Der Aufbau von vertrauensvollen Beziehungen zwischen den seit einem Jahrtausend getrennten
Kirchen des Ostens und des Westens würde „ganz gewiss der Ökumene insgesamt zugutekommen“.