2007-08-26 14:14:13

Belgien: Bischof, "Krise muss überwunden werden"


RealAudioMP3 Belgien steckt politisch in einer Sackgasse. Nach 70 Verhandlungstagen ist es dem flämischen Christdemokraten Yves Leterme nicht gelungen, eine Koalition zwischen den flämischen und den wallonischen Parteien zu bilden. Nach dem Scheitern der Koalitionsgespräche gab Leterme den Auftrag zur Regierungsbildung am Donnerstagabend an König Albert II. zurück. Hintergrund sind separatistische Tendenzen zwischen dem flämischsprachigen Norden und dem französischsprachigen Wallonien im Süden, die weitgehend unbemerkt von der europäischen Öffentlichkeit seit Jahrzehnten in dem Land schwelen.
Unsere Kollegen vom französischsprachigen Programm haben mit dem Bischof von Namur, André-Mutien Léonard, gesprochen und ihn um eine Einschätzung aus kirchlicher Sicht zu geben:

„Natürlich wünschen wir uns, dass das Land so schnell wie möglich aus dieser Sackgasse herauskommt und dass eine Lösung gefunden wird, sowohl die Einheit des Landes zu wahren als auch die legitimen Forderungen der verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu berücksichtigen. Wir wissen, dass es leicht ist, sich das zu wünschen, dass es aber nicht ebenso leicht, dies auch konkret umzusetzen. In der Tat, unsere beiden Bevölkerungsgruppen entwickeln sich auseinander…“

Die Kirche Belgiens sei innerlich geeint, häufig fänden Konsultationen zwischen den Bischöfen der beiden Landesteile zu Fragen statt, die alle betreffen. So etwas, so der Bischof, müsse doch auch politisch möglich sein:

„Es ist offensichtlich, dass das Land aus zwei Teilen besteht, die sich sehr unterscheiden. Nichtsdestotrotz sind wir dazu „verdammt“, zu einer Einigung zu kommen, bis hin zu inneren Einheit in einem föderalen Staat. Gar nicht auszudenken, wenn sich Belgien den Luxus erlauben würde, sich radikal zu spalten. Im Ausland haben wir den Ruf, das Volk der Kompromisse zu sein, so dass man sogar von „belgischen" Kompromissen spricht. Allerdings, ich muss sagen: die jetzige politische Krise ist sehr ernsthaft.“

Auch wirtschaftlich sei das Land eng miteinander verflochten, kulturelle Differenzen seien kein Grund für eine Spaltung des Landes:

„Auch wenn wir sehr unterschiedliche Kulturen haben, leben wir seit zwei Jahrhunderten in demselben Staat zusammen, und wir haben trotz der Unterschiede und jenseits der Sprachgrenzen dieselben Prägungen, und dem sollte man Beachtung schenken. Aber ich verstehe, dass die Aufgabe nicht leicht ist.“

 
(rv 26.08.2007 mc)
 







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