Weniger als 1.4 Kinder bekommt eine deutsche Frau im Durchschnitt. Gleichzeitig werden
die Menschen älter. Ein Mädchen, das heute zur Welt kommt, wird voraussichtlich über
100 Jahre alt werden. Dies alles hat gewaltige Konsequenzen auf die Alterspyramide
in Deutschland, in Österreich und der Schweiz. Immer mehr alte Menschen müssen von
immer weniger jungen Menschen versorgt werden, das gilt auch für die Pflege. Irme
Stetter-Karp ist Ordinariatsrätin der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Für sie ist die
Finanzierung der Pflegeversicherung der entscheidende Punkt:
„Es ist inzwischen
schon die Zeit gekommen, stärker auf die Einnahmeseite zu schauen, auch bei der Pflegeversicherung.
Die Reform der Pflegeversicherung wurde ja immer wieder angesagt, und bei dem letzten
Schritt, den Eckpunkten, die von der Koalition im Ausschuss vereinbart wurde, gibt
es zwar wichtige und interessante Schritte. Aber es ist nicht gelungen, die Finanzierung
auf eine nachhaltige Grundlage zu stellen. Ich denke insbesondere an das Einbeziehen
von Vermögen, Zinseinkünften usw.“
Ob Pflege mit derzeitigen Standards
weiterhin finanzierbar sein wird, ist angesichts der demografischen Entwicklung unter
Experten umstritten. Laut Stetter-Karp werden Stimmen zunehmen, die danach fragen,
ob alte Menschen wirklich das Maximum an Hilfe und Medizin bekommen sollen:
„Ich
glaube, dass die Kirche hier immer wieder gefragt sein wird und sich hier auch gute
Mühe machen muss um die Frage, welche ethischen Wertsetzungen sie hier einbringt.
Und ich glaube, die Grundfrage dabei heißt, betrachten wir die Pflege nur aus der
Ökonomie Perspektive oder akzeptieren und entfachen wir immer wieder die gesellschaftlichen
Debatte um den Wert des alten Menschen an sich. Das auszuhalten, das immer wieder
auszutarieren, das steht uns nicht bevor, sondern da stehen wir mitten drin.“ (rv
24.08.2007 gs)