Es mehren sich Forderungen, dass die Katholische Kirche ihren völkerrechtlichen Status
aufgeben und nur noch als einfache „Nichtregierungsorganisation“ (NGO) auftreten soll.
In diese Richtung gehen Initiativen der Regierung von Uganda und anderer afrikanischer
Staaten, aber auch die britische Wochenzeitung „The Economist“ forderte vor einem
Monat, der Heilige Stuhl solle seinen „diplomatischen Sonderstatus“ aufgeben und sich
vielmehr als die „größte NGO der Welt“ verstehen. Solche Vorstellungen werden dem
Wesen der Kirche nicht gerecht, meint der Erzbischof von Chieti-Vasto, Bruno Forte:
„Diese Forderungen speisen sich aus einer ganz klar ideologischen Sichtweise
der Kirche. In einer solchen Perspektive ist es absolut unmöglich, das tiefe Geheimnis
zu erkennen, diesen letzten Sinn, den jeder Gläubige erfasst, der die Erfahrung der
Gnade lebt. In den Augen der Mächtigen dieser Welt gleich welcher Art, besonders der
ökonomischen, kann die Kirche nicht anders als eine Organisation unter anderen im
Spiel der Kräfte zu erscheinen. Die Kirche allerdings in dieser Art zu reduzieren
bedeutet, ihre tiefste Seele zu verraten.“
Zur Frage, was hinter diesen
Vorstößen steckt, sagt der als einer der wichtigsten italienischen Theologen der Gegenwart
geltende Bischof:
„Ich zögere nicht, hinter diesen Versuchen ideologische
Vorurteile zu erkennen; aber wer die Kirche von innen erlebt, muss diesen Versuchen
widerstehen, weil die Kirche eben nicht einfach eine Sozialagentur ist – sie ist es
auch: und unzählig ist das Gute, das sie in der Welt tut – aber all dies tut sie aus
einem tieferen Grund, einer Kraft, einer Hoffnung, einer Liebe, die nicht reduziert
werden kann auf die simplen Koordinaten der Wirtschaft oder der politischen Macht.“
Auch
für den Papst sei der Grund für den „Sonderstatus“ ein theologischer, so Bischof Forte:
„Eine
Konstante der Lehrverkündigung von Papst Benedikt XVI. ist seine Hinweis auf die übernatürliche
und mystische Sicht der Kirche. Auch die Enzyklika „Deus Caritas est“ ist in dieser
Hinsicht sehr stark: In ihr betont Benedikt, dass die pure, wahre und selbstlose Liebe
von Gott kommt und zu Gott zurückkehrt und darin das Herz des Menschen einbezieht.
Die Kirche, die die Kirche der Liebe ist, und das Volk derer, die sich vom Geliebten
als geliebt erkennen, kann nicht auf eine einfache Sozialagentur reduziert werden,
wo der Dienst am Nächsten nur aus beruflichen oder wirtschaftlichen Gründen heraus
oder von allgemeinen humanitären Prinzipien her motiviert ist. Die Kirche ist die
Gemeinschaft derer, die die Quelle der Liebe erkennen, die sie zu handeln drängt,
nicht aus sich selbst heraus, sondern in Gott.“