2007-08-17 17:02:44

Serbien: Gehversuche - Friedensschritte


RealAudioMP3 Kindern im kriegszerrütteten Serbien mit Fußballspielen, Basteln und Ausflügen ein paar schöne Tage bereiten. Ein einzigartiges Projekt, das die Zivildienstleistenden der Bistümer Trier, Limburg und Mainz organisiert haben. Drei Wochen bemühen sich die 14 Zivis, den Kindern in den serbischen Flüchtlingslagern Petrovac und Cardak Abwechslung von ihrem tristen Alltag zu verschaffen. Auf das Flüchtlingsproblem aufmerksam machen, das ist ihnen wichtig.
Julia Hermann berichtet
Den Menschen ihre Zeit schenken, zeigen, das sie nicht vergessen sind, das ist die Idee des Projekts. Vor allem den Kindern, den größten Opfern der Kriege. Viele der Menschen leben schon über zehn Jahre in Flüchtlingslagern, unter schlechten Lebensbedingungen fernab ihrer Heimat. Josef Schaubruch ist einer der Zivildienstleistenden und zum ersten Mal in Serbien dabei.
„Die Lage hier ist nicht sehr angespannt, aber eben auch nicht entspannt. Die Leute wohnen sehr eng aufeinander, die sanitären Anlagen sind katastrophal. Und vor allem bei den Kindern merkt man, dass es immer noch starke Problem in den Familien gibt, was sicherlich auch noch vom Krieg kommt.“
In einem Seminar bereiteten sich die Zivildienstleistenden auf ihren Einsatz vor. Themen waren dabei die historischen und politischen Hintergründe der Konflikte auf dem Balkan und eine Einführung in die serbische Sprache.
„Es gibt natürlich einen relativ kleinen Wortschatz, mit dem man sich verständigen kann, und das ist ausreichend. Man kann natürlich keine tiefen Gespräche führen, es ist halt relativ oberflächlich, was auch schade ist, aber es ist auf jeden Fall ausreichend. Und wenn es gar nicht mehr geht, fragt man einfach Jörg Begler, der hat in Sprachen echt was drauf.“
Jörg Begler ist der Leiter des Projekts in Petrovac. Er war bereits mehrere Male als Zivi und dann als Betreuer in verschiedenen betroffenen Gebieten, auch in Serbien, im Einsatz
„Mittlerweile sind wir hier in Serbien, seit 2001, weil hier eben noch sehr viele Flüchtlinge sind, so 500.000 leben hier in Serbien selbst, die sind über das ganze Land verstreut, leben in Lagern, teilweise auch schon wieder in Unterkünften Aber das Problem ist einfach, dass die Menschen hier vergessen wurden, vom Land selbst und auch von den anderen Staaten in Europa. Offiziell soll es keine Flüchtlinge mehr geben, weil alles schon viel zu lange dauert. Dabei hat sich die Situation für die Menschen selbst kaum verändert, es ist eine große Misere. Aber die örtlichen Bedingungen versucht man mehr und mehr zu verbessern. Es klappt an einigen Orten, an anderen Orten lösen sich Flüchtlingslager einfach auf und die Menschen landen auf der Straße.“
Das Camp von Petrovac befindet sich in einer alten heruntergekommenen Militärkaserne mitten in der Stadt. Hier leben etwa 290 Flüchtlinge, darunter 45 Kinder
„Unser Anliegen ist es vor allen Dingen, mit den Kindern zu spielen, das heißt die kleinsten und jüngsten Opfern dieser Kriege direkt zu treffen und mit ihnen so zu leben, wie sie ohne diese ganzen Kriege hätten leben können, also mit Spaß und Freude, mit gegenseitigem Kennenlernen und Spielen und Austauschen.“
Wie sich das Leben im Lager anfühlt, erfahren die Zivis am eigenen Leib.
„Wir haben drei Wochen hier in Serbien, wo wir mit den Flüchtlingen im Flüchtlingslager zusammenleben, und zwar in den gleichen Unterkünften wie sie und auch unter den gleichen Bedingungen. Wir haben deshalb auch die gleichen Probleme, mit den Toiletten und Duschen, dass das Wasser manchmal nicht warm wird, oder dass wir keinen Strom haben, oder dass es ins Zimmer reinregnet. So wie es auch bei den Flüchtlingen ist. Das schafft für uns eine ganz besondere Perspektive. So können wir viel besser verstehen, was die Menschen hier erleben.“
(rv 17.08.2007 jh/mg)








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