2007-08-17 14:26:22

Irak: Bischof kritisiert Regierung


Bei den Selbstmordanschlägen in den nordirakischen Kurdendörfern sollen Dienstag Abend mindestens 350 Menschen ums Leben gekommen sein, andere Quellen sprechen von 500 Opfern. 70 Bewohner werden noch vermisst. Die große Brutalität der Attentate hat den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen jetzt dazu veranlasst, die Anschlagsserie im Nordirak scharf zu verurteilen. Zugleich rief das höchste UN-Gremium nochmals zu einem Ende der Gewalt auf. Der Apostolische Visitator der chaldäischen Katholiken in Europa, Bischof Philip Najim, kritisiert im Gespräch mit Radio Vatikan die Untätigkeit der irakischen Regierung:

„Die kurdische Regierung im Nordirak garantiert das in ihren Möglichkeiten Stehende; aber es gibt einen irakischen Staat, eine Regierung, die nach den Regeln der Verfassung gebildet wurde. Sie muss ihre Verantwortung gegenüber der Bevölkerung wahrnehmen. Es kann nicht sein, dass die Regierung nicht die Interessen der Bevölkerung respektiert! Heute geschieht nicht einmal das Minimum, um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten.“

Die Opfer gehören der Volks- und Religionsgruppe der Jesiden an, die im Irak einige Hunderttausende Anhänger umfasst. Wie die Christen sind die Jesiden also eine der zahlreichen Minderheiten im Irak. Bischof Najim:
 
„Diese Minderheiten gehören zum irakischen Volk, zu diesem „irakischen Garten“, der sich aus vielen Ethnien und Volksgruppen zusammensetzt. Der Irak gehört niemandem ausschließlich, er gehört allen Irakern. Alle haben das Recht, respektiert zu werden und in diesem Land zu leben! Die irakische Verfassung muss die Rechte aller garantieren. Aber ich sehe praktisch keinerlei Demokratie im Irak. Die Regierung sieht die Verantwortung nicht, die sie gegenüber der ganzen Bevölkerung hat.“
 
Der Geistliche zweifelt, ob es einen Ausweg aus der Spirale der Gewalt gibt:
 
„Diese Attentate zeigen den Hass derjenigen, die den Irak spalten und letztlich zerstören wollen. Diese Angriffe auf jene kleinen Volksgruppen, die seit Tausenden von Jahren im Irak leben, beweisen, dass die Täter weder Frieden noch Wohlstand für das Land wollen. Es handelt sich um einen terroristischen Akt gegen die Menschheit und die irakische Bevölkerung, den wir alle verurteilen.“

(rv 17.08.2007 mc)








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