2007-08-09 14:46:29

Österreich: Projekte für Peru


RealAudioMP3 "18.000 Kinder sterben täglich an nichts." Ein ungewöhnliches Motto, das die österreichische Caritas ihrer August-Sammlung gegeben hat. An nichts sterben, das heißt hungers sterben - und Hunger, das ist derzeit die "größte Massenvernichtungswaffe", sagt Michael Landau, der Leiter der Wiener Caritas.
"Hunger kennt keine Grenzen - weltweit leiden vor allem Kinder an Hunger, sterben an den Folgen von Unter- und Mangelernährung. Mehr als 850 Millionen Menschen haben weltweit nicht genug zu essen, Kinder sterben jeden Tag - an nichts."
Caritas-Chef Landau ist gerade von einer Reise nach Peru zurückgekehrt, wo die Caritas seit 1994 im Amazonastiefland tätig ist. "Tief bewegt" hat ihn die Armut, an der über 60 Prozent der Bevölkerung Perus leiden. 46 Prozent der Kinder unter fünf Jahren leiden laut Caritas-Bericht an chronischer Unterernährung. Auch die medizinische Versorgung weist mit nur 4,5 Ärzten auf 10.000 Einwohner große Lücken auf. Beispiel: die Selva, also das Amazonas-Tiefland.
"Die Menschen leben dort von dem wenigen, was der Boden hergibt - meistens Kartoffeln, Reis, Mais. Es gibt praktisch keine Straßen - Boote sind vielfach die einzigen Mittel der Fortbewegung und die einzige Möglichkeit, Waren zu transportieren... was wiederum den Handel mit landwirtschaftlichen Produkten nahezu unmöglich macht."
Derzeit unterstützt die Caritas ein - wie es auf österreichisch so schön heißt - Ausspeisungsprogramm für Kleinkinder - in der nur mit dem Boot zu erreichenden und besonders verarmten Region Requena, wo bis zu 70 Prozent der Kinder unterernährt sind. Mütter kochen dazu für jeweils 30 bis 40 Kinder, die Nahrungsmittel werden von der Caritas gestellt.
"Mit gerade einmal fünf Euro kann ein Kind einen ganzen Monat lang gut ernährt werden; dreißig Euro sind nötig, um ein Kind sechs Monate lang mit der - sehr wichtigen - Zusatznahrung zu versorgen. Die Hilfe kommt an, und sie ist gerade auch für die Kinder lebenswichtig."
Bei den Kindern setzt Österreichs Caritas auch mit einem anderen Peru-Projekt an: Seit 2002 gibt es in der größten Stadt der peruanischen Amazonas-Region, in Iquitos, ein Heim für etwa 70 verwahrloste und misshandelte Kinder im Alter zwischen 3 und 18 Jahren.
"Die Kinder finden hier mehr als nur ein Dach über dem Kopf: Sie lernen hier, dass sie ein Recht auf ein Leben in Würde und auf einen Platz in dieser Welt haben. Und sie bekommen hier eine gute Ausbildung, damit sie später auf ihren eigenen Beinen stehen und ihr Leben meistern können."
Das Kinderheim von Iquitos - es ist auch ein Projekt im Rahmen des neuen Kinderpatenschaftenprogrammes der Caritas. Wie Landau betont, sucht die Caritas dringend nach Patinnen und Paten, die mit 25 Euro pro Monat diesen Kindern "eine Zukunft schenken". Über die Möglichkeiten einer Patenschaft informiert eine neue Website: www.patenschaften.at. Über seinen Besuch in Iquitos sagt der Caritas-Chef: "
"Für mich war es sehr berührend, zu erleben, wie sich die Kinder über den Besuch gefreut haben - mit wieviel Herzlichkeit sie uns begegnet sind, und auch, mit wieviel Selbstvertrauen und Optimismus sie jetzt in ihre Zukunft blicken. Das ist ein langer Weg, hat uns die Leiterin des Hauses erzählt: Die meisten Kinder sind sehr verschreckt und verschlossen, wenn sie in das Haus kommen, und brauchen einige Zeit, um sich zu öffnen und zu erkennen, dass sie hier angenommen sind. Dass sie hier geliebt werden... Die Kinder brauchen Zeit."
Keine Zeit will hingegen die Caritas verschwenden, wenn es darum geht, die Gesundheitsversorgung der Menschen im Amazonas-Tiefland zu verbessern. Eines der größten Probleme hier sind, wie gesagt, die fehlenden oder mangelhaften Transportwege - ein schweres Handicap nicht nur für den Handel, sondern eben auch für die Verbreitung von wichtigen Medikamenten. "Zehn Stunden im Boot, um zur nächsten Krankenstation zu kommen, das kann für einen Schwerkranken den Tod bedeuten", sagt Christoph Petrik-Schweifer, Caritas-Generalsekretär für Auslandshilfe.
"So hat die österreichische Caritas in Requena im Zentrum dieser Region, die ja ungefähr so groß ist wie Österreich, ein Gesundheitszentrum errichtet - zusammen mit der Austrian Development Agency (ADA) und Horizont 3000. In diesem Gesundheitszentrum gibt es ein Labor, einen Röntgen-Apparat - im übrigen der einzige, der funktioniert in dieser Region -, es gibt dort auch eine Zahnarztpraxis und einen praktischen Arzt."
Petrik-Schweifer betont, dass die Caritas diese Strukturen bewusst "im engen Dialog mit den Betroffenen selbst" aufbaut, um so auch die Nachhaltigkeit der Hilfe zu garantieren. Das Amazonastiefland stelle im Blick auf die internationalen Hilfsprogramme "eine geradezu vergessene Region" dar. Viele Menschen sterben dort - wie der Caritas-Mann formuliert - "unbeleuchtet von den Scheinwerfern der Medien".


Caritas-Augustsammlung unter dem Motto: "18.000 Kinder sterben täglich an nichts." Die wichtigste Sammlung im Rahmen der Auslandshilfe der Caritas.

(Radio Stephansdom 09.08.2007 sk)







All the contents on this site are copyrighted ©.