Die russisch-orthodoxe
Kirche gedenkt heute der Opfer der Massenexekution von Butowo, einem Vorort von Moskau.
Vom 8. August 1937 bis zum 19. Oktober 1938, also vor 70 Jahren, ermordete der Geheimdienst
NKWD in Butowo mehr als 20.000 Menschen, die meisten davon Priester und Ordensleute.
Auch 213 deutsche Staatsbürger sowie 649 Sowjetbürger deutscher Nationalität waren
unter den Opfern. Jeweils am 8. August gedenkt die russische Orthodoxie auf der ganzen
Welt nun der so genannten „Neumärtyrer“, wie die Opfer aus der Sowjetzeit genannt
werden. Was es damit auf sich hat, erklärt der Priester Alexej Tomiouk, der die orthodoxe
Gemeinde in Leipzig leitet.
„Neumärtyrer sind Menschen, die für unsere
Kirche und für ihren orthodoxen Glauben gerade gestanden sind. Die ganze Kirche soll
das in diesen Tagen im Gebet und in Erinnerungen festhalten. Es gibt zum Beispiel
die russisch-orthodoxe Sankt-Elisabeth-Gemeinde in Aachen, die der Neumärtyrerin Elisabeth
gewidmet ist. Sie war eine deutsche Fürstin, die einen russischen Großfürsten geheiratet
hatte. Sie wurde verfolgt und im Jahr 1918 grausam in Russland ermordet. Solche Geschichten
verbinden unsere Gemeinden hier in Deutschland mit den Lebensgeschichten der Neumärtyrer.“
Unter
Stalins Diktatur wurden tausende Kirchen geschlossen, der Sonntag als Feiertag abgeschafft
und viele einfache Bauern und Dorfgeistliche ermordet. Erst seit wenigen Jahren kann
die russisch-orthodoxe Kirche dieser Tragödie gedenken.
„Erst während der
Gorbatschow-Ära war es möglich, dass die Kirche solche Erinnerungstage einführen konnte
und offiziell an Neumärtyrer und ihren Kämpfe erinnern durfte. Schon seit ein paar
Jahren können wir dieses Thema frei und öffentlich verkünden und so unseren Glauben
nach außen tragen.“