2007-08-06 12:04:58

Frankreich: Kardinal Lustiger tot


Kardinal Jean-Marie Lustiger ist tot. Der frühere Erzbischof von Paris starb in der letzten Nacht in einem Pariser Hospiz an Krebs. Er war 80 Jahre alt. Lustiger, eine "Entdeckung" Johannes Pauls II., war einer der profiliertesten Kirchenvertreter des 20. Jahrhunderts und ein Großer des christlich-jüdischen Gesprächs.

Aaron Lustiger - so nannten ihn seine Eltern, polnische Einwanderer, als er im September 1926 geboren wurde. Mit elf Jahren bekam er eine christliche Bibel in die Hand, die er von vorn bis hinten durchlas - dabei erschien ihm das Neue Testament als Fortsetzung des Alten. Mit 14 Jahren trat Aaron trotz des Unverständnisses seiner Familie zum christlichen Glauben über und nannte sich fortan Jean-Marie; kurz darauf wurde seine Mutter in das KZ Auschwitz gebracht und dort umgebracht. -
1954: die Priesterweihe. Lustiger ist anderthalb Jahrzehnte lang Studentenseelsorger an der Pariser Sorbonne, da "entdeckt" ihn der neue Papst aus Polen. Er macht ihn zunächst zum Bischof von Orléans und beruft ihn dann, 1981, auf den Sitz des Pariser Metropoliten. Kardinal Lustiger wird zum engen Freund und Vertrauten Johannes Pauls und zu einer wichtigen Stimme des europäischen Christentums. Durch sein Gesprächsbuch "Gotteswahl" wird seine Biografie und sein Denken einer größeren Leserschaft bekannt.
Zahlreiche Brücken hat der jetzt Verstorbene von Paris aus gebaut: von der Kirche zur modernen Welt, zum Beispiel. 1995 wurde er Mitglied der "Académie Francaise". Vor allem aber vom Christentum zum Judentum, dem Credo seiner Kindheit. Seine jüdischen Wurzeln hat er nie verleugnet; 2005 begleitete er Benedikt XVI. bei seinem Besuch in der Kölner Synagoge.

(rv 06.08.2007 sk)








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