D: Lebensschützer hoffen auf Einlenken von Amnesty
Amnesty International
hat angekündigt, demnächst ein Recht auf Abtreibung u.a. im Fall von Vergewaltigung
oder Inzest zu fordern. Diese Ankündigung hatte für Widerspruch gesorgt; der Präsident
des päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, Kardinal Renato Raffaele Martino,
warnte, Katholiken könnten Amnesty International nicht weiter unterstützen, falls
die Organisation bei ihrer Haltung bliebe. Unter den Kritikern ist auch die Vorsitzende
der Aktion Lebensrecht für alle (Alfa), die Ärztin Claudia Kaminski. Mit ihr sprach
P. Max Cappabianca OP:
Sei kritisieren das Vorhaben von Amnesty International.
Warum?
„Es muss einfach alarmieren, dass eine Organisation wie Amnesty International,
die sich eigentlich für Menschenrechte einsetzt, darüber diskutiert, ob es ein Recht
auf Tötung ungeborener Kinder geben kann. Das Recht auf Leben ist das höchste Gut,
das wir haben. Wir Lebensschützer verteidigen das natürlich auch, und eine Organisation,
die sich um Menschenrechte bemüht, muss auch ganz klar fürs Leben einstehen.“
Sind
aber die Fälle, um die es da geht – also Vergewaltigung, Inzest, Gefahr für das Leben
der Mutter – nicht etwas Besonderes? Muss man das nicht anders bewerten, so wie Amnesty
International sagt?
„Primär muss man sagen, dass man Ungeborene nicht danach
unterteilen kann, wie sie entstanden sind. Das heißt: Jedes ungeborene Kind hat ein
Recht auf Leben. Das heißt, auch unter diesen Umständen kann es kein „Recht“ auf Abtreibung
geben. Da wir wissen, wie sehr Frauen auch nach Abtreibungen leiden, wenn sie das
„Post-Abortion-Syndrom“ haben, wenn sie deprimiert sind, wenn sie nach einer Abtreibung
psychosomatische Krankheiten bekommen, dann sagen wir, dass das schrecklich ist! Natürlich
ist das ein schreckliches Unrecht, wenn eine Frau Opfer einer Vergewaltigung ist oder
von Inzest. Aber es kann nicht sein, dass man auf dieses Unrecht noch ein weiteres
drauf setzt, so dass die Frauen nach einer Abtreibung noch mehr Schaden nehmen: Das
kommt ja dann noch zusätzlich!“
Amnesty International ist ja zu diesem
„Wechsel“ in der Politik der Organisation gekommen im Rahmen einer seit 2004 laufenden
Kampagne „Stoppt Gewalt gegen Frauen“. Das Anliegen ist ja an sich positiv. Dennoch:
Was müsste Ihrer Meinung nach getan werden, um den Frauen wirklich zu helfen, die
in diesen schwierigen Situationen sind?
„Man muss den Focus darauf richten,
Gewalt gegen Frauen zu verhindern, gegen Inzest aufzuklären, den Frauen auch Schutz
vor Vergewaltigung zu bieten und wenn sie in eine solche Situation gekommen sind,
dann ihnen die notwendige psychologische, medizinische und vielleicht auch finanzielle
Unterstützung zu geben, damit sie das Kind austragen oder vielleicht zur Adoption
freigeben können. Es kann nicht darum gehen, ein Recht auf Abtreibung zu fordern und
damit vermeintlich den Frauen zu helfen. Das heißt, an dieser Forderung, ein Recht
auf Abtreibung in den genannten Fällen, kann ich nichts Positives erkennen, gerade
nicht für die Frauen. Wenn es darum geht, den Frauen zu helfen, dann muss man ihnen
helfen, mit der Situation klar zu kommen und sie darin unterstützen, und das kann
niemals die Tötung des ungeborenen Lebens sein.“
Trotzdem: Fürchten Sie
nicht, dass die Lebensschutzbewegung und auch die katholische Kirche durch ihre harte
Position die gesamte Arbeit von Amnesty, die ja durchaus auch geschätzt wird, diskreditiert?
„Ich denke, dass Amnesty International sich durch die Diskussion schon
ins Abseits gerückt und sich selber diskreditiert hat, weil es eben um ein Menscherecht
geht, um das Recht auf Leben. Ich habe die Arbeit von Amnesty International immer
sehr geschätzt, und ich hoffe auch, dass Amnesty im Sinn der Menschenrechte weitermacht.
Es wäre schade, wenn Amnesty sich entscheiden würde, für ein Recht auf Abtreibung
zu plädieren. Dann würde es zu einer weiteren Diskreditierung kommen, und ich kann
nur hoffen, dass Amnesty International im Sinne der Menschenrechte entscheidet.“ (rv
06.08.2007 mc)