Die Konfrontation
zwischen dem muslimischen Orient und dem früher einmal christlichen Westen wird verschärft.
Denn Präsident George W. Bush verspricht Saudi Arabien, dem Golfkooperationsrat und
Ägypten Waffen im Wert von rund 25 Milliarden Euro. Damit soll der Iran bedroht und
in Schach gehalten werden. Das kritisiert Pater Eberhard von Gemmingen SJ, der Leiter
der deutschen Abteilung von Radio Vatikan:
Eigentlich sollte ein Radio-Vatikan-Kommentar
sich nicht mit rein politischen Fragen befassen. Heute aber komme ich nicht darum
herum, diese Fehlentscheidung zu kommentieren. Die Aufrüstung der einen Seite wird
zur Aufrüstung der anderen führen. Iran und Präsident Achmadinedschad werden sich
in ihrer anti-westlichen und antichristlichen Grundhaltung bestärkt fühlen. Was
im Allgemeinen weniger bekannt ist: Im Hintergrund dieses Konfliktes steht die Konfrontation
zwischen sunnitischen und schiitischen Muslimen. Die Saudis unterstützen die Sunniten
im Irak. Die Iraner helfen den Schiiten. Die Frankfurter Allgemeine spricht bereits
von einem „schiitisch-sunnitischen Weltbürgerkrieg“. Und die Zeitung nennt die US-Militärhilfe
an Saudi-Arabien eine „Unterstützung für den Saboteur“. Denn Saudi-Arabien sei zwar
offiziell auf der Seite der USA, de facto verhindert das Land aber den friedlichen
Aufbau des Irak. Viele der Selbstmordattentäter und der ausländischen Kämpfer gegen
die US-Truppen im Irak stammen genau aus Saudi-Arabien. Andererseits aber sitzen in
Saudi Arabien und auch in Ägypten Demokraten und Menschenrechtskämpfer in Gefängnissen.
Die Kampagne für Demokratie im Nahen Osten scheint also vergessen und gescheitert.
Nach katholischer Auffassung sind dies alles Signale, die dem Frieden und der Gerechtigkeit
nicht dienen. Immer mehr Muslime identifizieren die Christen schlechthin mit dem reichen,
dekadenten, aggressiven und lügnerischen Westen. Die Christen in Nahen Osten, vor
allem im Irak bekommen es sehr schmerzhaft zu spüren. Ich frage mich immer wieder,
warum die hoch intellektuellen Präsidentenberater in Washington solche Entscheidungen
treffen. Ist es weiterhin der Griff nach dem Öl, sind es die Waffengeschäfte? Ist
es einfach Verblendung? Ausgleich und Frieden zwischen Ost und West ist sicher nicht
leicht zu schaffen, aber die allerschlechtesten Entscheidungen müsste man allemal
vermeiden. Die Kirche hat keine Patentrezepte und macht gottlob keine Politik, aber
sie muss kritischer Beobachter sein und bleiben. (rv 04.08.2007 mc)